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Oliver Twist

Oliver Twist
Tschechien 2005, Laufzeit: 125 Min., FSK 12
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Barney Clark, Sir Ben Kingsley, Jamie Foreman, Harry Eden, Leanne Rowe, Lewis Chase, Edward Hardwicke, Jeremy Swift, Mark Strong, Jake Curran, Ophelia Lovibond, Frances Cuka, Chris Overton

Charles Dickens' OLIVER TWIST erschien erstmals 1837 als Fortsetzungsroman in einem Monatsmagazin. Daraus ist dann die 350 Seiten starke Schwarte geworden, die Roman Polanski nun adaptiert hat. Dafür musste er die viele Abschweifungen und Nebengeschichten radikal streichen, und was übrig blieb, ist ein spannender Kinder- und Jugendfilm geworden, dessen gesellschaftspolitische Mahnung seines Autors von Polanski ebenso erhalten werden konnte wie die Relevanz des Romans für die heutige Zeit. Der kleine Oliver kommt im zarten Alter von neun Jahren vom Waisen- ins Arbeitshaus, wo er gegen eine Mahlzeit am Tag niedere Arbeiten verrichten muss. Ein politisches Novum seinerzeit, denn bis dato wurde den Obdachlosen eine geringe staatliche Unterstützung zu Teil, die sie sich nun verdienen mussten (Hartz IV läßt grüßen). Doch als Mahlzeit gab es ein kleines Schälchen Haferschleim, während sich die Anstaltsleiter mit Pasteten und Braten den Wams voll schlugen. Als Oliver eines Tages nach einer zweiten Portion Haferschleim fragt, kommt das einer Majestätsbeleidigung gleich. Fortan erhält er kein Obdach mehr, sondern wird als Lehrling an einen Leichenhändler verkauft. Doch hier macht ihm das Gesinde das Leben zur Qual und so fasst er den Beschluss, auszureißen und sich allein nach London durchzuschlagen. Und auch wenn ihn nur 70 Meilen von seinem Ziel trennen, wird der Weg zur Tortur: es gießt in Strömen, die Kleidung ist durchnässt, die Schuhe zerfetzt, der Hunger unerträglich und seinen Durst musste er in den Pfützen stillen. Er wird als Bettler beschimpft, wie ein räudiger Hund vom Hof getrieben, bis ihn eine arme alte Frau wieder soweit hochpäppelt, dass er sein Ziel erreichen kann. In London angekommen ist er ein gefundenes Fressen für die Handlanger des alten Fagin, der elternlose Kinder zu Taschendieben ausbildet, die dann das Auskommen der Gemeinschaft sichern, plus Bonus für Fagin. Unversehens ist der gutgläubige Oliver in den tiefsten kriminellen Sumpf Londons geraten, doch noch einmal hat er Glück, als er bei einem Streifzug seiner Kumpanen fälschlich verdächtigt wird, einen Diebstahl selbst verübt zu haben. Als der Richter ihn schon zu drei Monaten Zwangsarbeit verurteilen will, kommt in letzter Minute der Unschuldsbeweis. Der bestohlene Mr. Brownlow ist über die beinahe Ungerechtigkeit so entsetzt, dass er Oliver in seinem Haus aufnimmt. Und zum ersten Mal erfährt er Liebe und Geborgenheit, was in ihm den Wunsch reifen lässt, ein guter und ehrlicher Junge zu werden. Doch bevor Oliver sein neues Leben beginnen kann, sind noch einige Bewährungsproben zu bestehen. Gestreng dem Motto, dass der Mensch von Geburt an rein und unschuldig ist und nur die Umstände ihn verändern, wie es Dickens einmal formulierte, geht auch Polanski an diese Verfilmung heran. Er erzählt die Geschichte aus der Sicht des kleinen Oliver und mutet ihm kaum eigene Aktivität zu. Vielmehr ist er ein Spielball der Gesellschaft, der mal auf gute, meist aber auf schlechte Menschen trifft. Dickens hielt sein Schicksal seinen damaligen Lesern wie einen Spiegel vor Augen. Denn die Übergangszeit von der ländlichen Idylle zur industriellen Revolution brachte gravierende gesellschaftliche Veränderungen mit sich, die sich auch im Umgang der Menschen miteinander niederschlugen. Polanski gelingt es in seiner klassischen Verfilmung diesen Geist zu erhalten und ihn in die heutige Zeit herüber zu retten, wo uns ähnliche Kinder-Schicksale in schnell wachsenden Städten wie Bombay, Bangkog oder Mexico bekannt sind.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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