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Deutschland 2005, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Robert Thalheim
Darsteller: Milan Peschel, Sebastian Butz, Stephanie Charlotta Koetz, Christina Grosse, Bernd Lamprecht, Peter Tschernig

Eine Vater-Sohn-Beziehung einmal umgekehrt. Marcel ist ein Looser und dazu so alleinerziehend, dass er die Erziehung seines einzigen Sohnes seiner Ex-Frau überlässt. Jedenfalls bis zu dem Tage, wo Sebastian, 15-jährig vor ihm steht und sein Leben wieder auf Vordermann bringt. Marcel Werner ist selten mal still. Immer hat er etwas zu sagen, ob als vermeintlicher Sicherheits-Experte oder als Träumer und Tresenphilosoph. Dass er eigentlich nur lächerlich wirkt, dass seine Sicherheits-Vorträge bei diversen Bewerbungsgesprächen eher Belustigung als Interesse auslösen, merkt er nicht einmal. Und privat läuft es auch nicht besser. Seit seine Frau ihn verlassen hat, hat er seinen Sohn Sebastian nie wieder gesehen, und in der Kneipe nebenan werden seine Monologe nur noch mit einem müden Gähnen kommentiert, doch das soll sich gehörig ändern. Denn eines Tages steht sein inzwischen 15-jähriger Sohn in der Tür. Auf der Flucht vor mütterlicher Bevormundung, fordert er Brot und Unterkunft vom Vater, ein Ansinnen, das Marcel zwar nicht passt, er aber auch schlecht ablehnen kann. So nimmt Sebastian schnell Anteil am chaotischen Leben seines Vaters, klärt ihn über die neue Rechtschreibung auf, liest seine Bewerbungen Korrektur und drillt ihn für's nächste Vorstellungsgespräch. Nur ungern nimmt Marcel die Hilfe seines Sohnes an, doch der fragt gar nicht lange, sondern drängt sie ihm auf, schließlich soll der Vater dafür sorgen, dass Essen auf den Tisch kommt. Erst als Sebastian den Vater seiner Freundin als Sicherheits-Profi vorstellt und Marcel es wieder einmal versiebt, ist die Vater-Sohn-Beziehung erstmals gefährdet. In diesem tragikomischen Regiedebüt gelingt es Robert Thalheim, Absolvent der Babelsberger Filmhochschule "Konrad Wolf", diese umgekehrte Sohn-Vater-Beziehung nicht nur ausgesprochen amüsant aufzuziehen, sondern auch die gesellschaftlichen Probleme wie Arbeitslosigkeit und Patchwork-Familie nicht auszugrenzen, sondern realistisch mit einzubeziehen. So tauscht Sebastian nur die Mutter gegen den Vater ein und kommt damit der heilen Familie keinen Schritt näher, während Marcel nun fit für jedes Bewerbungsgespräch ist und dennoch keinen Job bekommt. Was die beiden allerdings gefunden haben, ist die Liebe zueinander. Je weniger perfekt der eine ist, desto mehr muss der andere helfen, was beide immer stärker zusammenschweißt und den Film jenseits der Looser/Winner-Philosophie unserer Gesellschaft zu eigener Stärke und Aussagekraft führt.

(Kalle Somnitz, playtime by biograph)

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