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Mängelexemplar

Mängelexemplar
Deutschland 2015, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Laura Lackmann
Darsteller: Claudia Eisinger, Katja Riemann, Laura Tonke
>> www.maengelexemplar.x-verleih.de

Karo hat kein Problem. Karo ist das Problem: Für ihre Chefin, ihren Freund und ihren Arbeitskollegen, der sie nach einem Wutausbruch in Gewahrsam nehmen muss. Sie ist ungeduldig, viel zu emotional und hat sich nicht unter Kontrolle. Bei ihrer Psychotherapeutin will sie die Superpatientin sein, doch schon bald muss sie feststellen, dass es nicht so einfach ist ein Problem zu lösen, wenn man es selbst ist.

Nach dem Bestseller von Sarah Kuttner erzählt die Regiedebütantin Laura Lackmann wild und zugleich sehr sensibel von einer Frau auf der Suche nach sich selbst. Bei dieser Suche ist sie stets mit sich selbst beschäftigt, nimmt ihre Umwelt kaum wahr, interessiert sich nicht für die anderen und weint, wenn überhaupt, dann nur über sich selbst. Sogar ihre beste Freundin hält sie für egozentrisch und wenig hilfsbereit und in der Liebe sieht es auch nicht besser aus. Weil sie meint, dass sie von niemandem geliebt wird, liebt sie auch nicht ihren Freund, dabei wird sie nur deswegen nicht geliebt, weil sie niemanden liebt. Zu kompliziert? Das trifft genau ihren Charakter, der für ihre Umgebung mehr und mehr zur Belastung wird. Nach ihrem Job, verliert sie auch ihren Freund und damit völlig den Boden unter den Füßen. In einer Mischung aus Ziellosigkeit und zu viel Phantasie und Emotionen treibt sie in eine Depression, die sie selbst für ihre Mutter und Oma oft unerträglich werden lässt.

In der Hauptrolle spielt Claudia Eisinger, die nach ihrer Ausbildung an der Ernst Busch-Hochschule 2007 am Düsseldorfer Schauspielhaus debütierte, eine junge Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Und dabei ist sie das Abziehbild ihrer eigenen Generation, die sich nur um sich selber dreht und irgendwie keinen Schritt voran kommt. Laura Lackmann hat für ihre Geschichte den Wrangelkiez gewählt und lässt viele Berliner Eigenheiten in ihren Film einfließen. „Meine Kneipe soll nicht erfolgreich sein“, sagt ihre Freundin, „sie war nie erfolgreich“ und gemeinsam schimpfen sie über die Touristen, die ihre Rollkoffer durch die ganze Stadt schieben. So wird der Film auch zu einem modernen Berlin-Porträt. Hier zwischen Görlitzer Platz, Markthalle 9 und dem Eiszeitkino, treffen Altberliner, Türken, Punks, Maghrebiner und Araber auf Touristen und Yuppies, die in die neuen gentrifizierten Einsiedlerwohnungen einziehen. Hier tobt das Leben und dennoch ist jeder vornehmlich mit sich selbst beschäftigt. Dies fängt Lackmann detailverliebt ein, wobei ihr die Mängel am Herzen liegen. Die Mängel der Stadt, die Mängel der Menschen und schließlich auch die Mängel ihrer Protagonistin, einer unsympathischen Bratze, die am Ende doch liebenswert erscheint.

Auf die Frage, ob sie Angst davor hatte, sich mit ihrem Erstling gleich an einen Bestseller heranzutrauen, bestätigt Lackmann nachdenklich: „Als Zuschauer einer Buchadaption erwartet man ja immer, dass man den Roman in den DVD-Player schiebt und ihn sich dann einfach eins zu eins als Film angucken kann. Man will das Kopfkino sehen, das man sich vorher zusammengesponnen hat, und ist enttäuscht wenn das nicht so ist. Aber es ist eben nichts so schön wie die eigene Phantasie. Deswegen glaube ich persönlich natürlich, dass mein Film eine sehr gute Interpretation von Sarahs Buch ist. Doch es ist auch der Film geworden, den ich beim Lesen vor Augen hatte. Es gibt noch hunderttausend andere Kopfkinofilme von den Lesern, die „Mängelexemplar“ zum Bestseller gemacht haben. Bestimmt sind da auch ein paar interessante Blockbuster dabei.“  

(KALLE SOMNITZ)

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