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Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne

Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne
Frankreich, Tschechische Republik, Belgien 2015, Laufzeit: 127 Min., FSK 12
Regie: Xavier Giannoli
Darsteller: Catherine Frot, André Marcon, Michel Fau
>> www.marguerite-film.de

Die Goldenen Zwanziger Jahre: Die reiche Baronin Marguerite Dumont widmet ihr Leben ihrer großen Leidenschaft, dem Gesang und der Musik. Regelmäßig gibt sie auf ihrem Schloss bei Paris Konzerte, bei denen sie auch selbst beseelt Arien schmettert, unter dem großen Applaus der geladenen adligen und wohlhabenden Gäste. Was sie nicht ahnt: sie singt grauenhaft falsch und trifft fast keinen Ton. Doch niemand wagt ihr dies zu sagen. Und so steuert sie die Umsetzung ihres großen Traums an: einmal ein öffentliches Konzert zu geben. Statt diesen auf wahren Begebenheiten basierenden Stoff als reine Farce umzusetzen, zeichnet Regisseur Xavier Giannoli das berührende Porträt einer Frau auf der Suche nach Liebe und Anerkennung mit Seitenhieben auf eine heuchlerische Gesellschaft.

Gleich zu Beginn des Films werden wir mit Marguerites Gesangskünsten konfrontiert - nach dem Auftritt einer jungen begabten Nachwuchssängerin, die mit ihrer zauberhaften Stimme unseren Ohren schmeichelt, betritt die Gastgeberin des Abends den Salon ihres Anwesens und gibt die Arie „Die Königin der Nacht“ aus Mozarts „Zauberflöte“ zum Besten. Während einige Glückliche unauffällig den Raum verlassen können, sind die anderen gezwungen, den schrägen Vortrag bis zum Ende durchzustehen. Doch die Gäste bewahren Haltung und leicht verzögert setzt dann doch begeisterter Applaus ein. Ein Ritual, das sich in der Vergangenheit wohl etabliert hat und Marguerite immer mehr das Gefühl vermittelt, den von ihr verehrten großen Opern-Diven an Talent in nichts nachzustehen.

Auch ihr von ihrem Geld abhängiger Ehemann klärt sie nicht auf, obwohl ihm die Konzertabende seiner Gattin mehr als peinlich sind und er so oft wie möglich versucht, ihnen durch inszenierte Autopannen zu entgehen. Überhaupt ist das Eheleben der beiden eher unterkühlt, statt sich seiner Frau zu widmen, kümmert sich der Baron lieber um seine Geliebte. So driftet Marguerite zunehmend in eine Scheinwelt ab und setzt ihre ganze Liebe, Kraft und Leidenschaft, die bei ihrem Gatten ins Leere läuft, in die Musik, wobei sie nicht nur ihre eigene Karriere verfolgt, sondern auch zur Mäzenin für junge Talente wird, die sie mit ihrem Vermögen unterstützt. Hierzu gehören auch ein junger Musikkritiker und ein Anarchist, die sie mit der Dadaisten-Szene in Paris bekannt machen und versuchen, die Ahnungslose für ihre Ziele - die Zerstörung klassischer Genres und gesellschaftlicher Konventionen - zu instrumentalisieren.

Regisseur Xavier Giannoli widersteht dem Versuch, seine Protagonistin der Lächerlichkeit Preis zu geben. Mit ihrer nuancierten Darstellung gelingt es Catherine Frot, die menschliche Seite ihrer Figur sichtbar zu machen. In der Welt der Musik glaubt sie, die Anerkennung zu finden, die ihr Mann ihr verweigert, ein tragischer Irrtum, der am Ende fast zur Katastrophe führt. Giannolis' Tragikomödie wurde inspiriert von der Biografie der Amerikanerin Florence Foster Jenkins, eine Angehörige der reichen Ostküsten-Gesellschaft, die es tatsächlich bar jeden Sangestalents zu einer Karriere im Musikgeschäft brachte, bis ein großes Konzert in der New Yorker Carnegie-Hall eben diese beendete.

(Anne Wotschke)

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