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Lichter der Vorstadt

Lichter der Vorstadt
Finnland 2006
Regie: Aki Kaurismäki
Darsteller: Janne Hyytiäinen, Maria Heiskanen, Maria Järvenhelmi, Ilkka Koivula,, Aarre Karén, Tommi Korpela, Juhani Niemelä

Ein Herz für Looser hat Aki Kaurismäki in allen seinen Filmen gezeigt. Mit "Lichter der Großstadt" beendet Kaurismäki nun seine Trilogie der Verlierer. Ging es in "Wolken ziehen vorüber" um Arbeitslosigkeit, im "Mann ohne Vergangenheit" um Obdachlosigkeit, schließt sich nun der Kreis mit der Geschichte über die Einsamkeit eines Wachmanns, dem das Wenige, was er hat, von einer attraktiven Femme Fatale genommen wird. Je mehr Verlierer eine Gesellschaft produziert, umso weniger trifft man welche an. Verlierer passen eben nicht ins Bild unserer modernen gewinn(er)orientierten Gesellschaft, deshalb treibt man sie in die Unsichtbarkeit. Wie gut also, dass Aki Kaurismäki sie immer wieder sichtbar und - noch wichtiger - mit all ihren Hoffnungen und Problemen fühlbar macht und ihnen die Würde zurückgibt, die ihnen zusteht. In einem modernen Einkaufszentrum verrichtet der schweigsame Wachmann Koistinen seinen nächtlichen Dienst. Er ist einsam, scheitert immer wieder an der emotionalen Kälte seiner Umgebung und hat trotzdem noch die Flamme der Hoffnung auf eine bessere Existenz im Herzen. So ist er empfänglich für die hübsche Mirja, die ihm Liebe vorgaukelt, aber nur im Auftrag von Gangstern handelt, die den Juwelier im Einkaufszentrum ausrauben wollen. Es kommt wie es kommen muss: Mit seinen Schlüsseln verschaffen sich die Gangster Zutritt, der unschuldige Koistinen wird der Mittäterschaft bezichtigt und landet schließlich im Knast. Die Flamme der Hoffnung ist erstickt, doch dort, wo es Koistinen vielleicht am wenigsten erwartet hat, entzündet die Imbissbudenfrau Aila ein neues Fünkchen. Obwohl immer stark stilisiert, wirken Kaurismäkis Bilder und Protagonisten verdammt wahrhaftig. In "Lichter der Vorstadt" setzt er die Akzente auf den Kontrast zwischen gelackter Oberfläche und echter Tristesse. Der Protagonist geht immer wieder in cool-schicke Kneipen (wahrscheinlich weil die urige Eckkneipe längst zugemacht hat), sucht vergebens Anschluss, und wenn er seinem Herzen folgt, wird er manipuliert oder gewaltsam ausgegrenzt. Hier wird die Einsamkeit und Unverstandenheit eines Menschen in einer Umgebung deutlich, welche die wahre Atmosphäre einer glänzenden Fassade geopfert hat. Der Imbisswagen im Industriegebiet wirkt dazu wie eine wärmende Oase der Menschlichkeit. "Lichter der Großstadt" ist gesellschaftskritisch und transportiert seine Botschaft in dem Kaurismäki-typischen lakonischen Stil. Sympathieträger sind die Ausgestoßenen und Gestrandeten. Die Wahrheit findet sich im Subtext und der Vielzahl von Ellipsen, die mehr erzählen, als alles Gezeigte. Die Musik nimmt, wie immer bei Kaurismäki, einen wichtigen Platz ein. Neben klassischer Musik und alten finnischen Schlagern, finden sich auch Tango-Klänge, wie das aus dem gleichnamigen Almodovar-Film bekannte Carlos-Gardel-Stück "Volver". "Lichter der Großstadt" ist die Reise in ein filmisches Universum, das ganz eigenen Regeln folgt und von tiefem Humanismus und weisen Erkenntnissen über die menschliche Existenz geprägt ist. In der kalten Jahreszeit und zu Weihnachten genau der richtige Film, um sich einer heilsam-wärmenden Melancholie hinzugeben.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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