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La Belle Saison – Eine Sommerliebe

La Belle Saison – Eine Sommerliebe
Frankreich, Belgien 2015, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Catherine Corsini
Darsteller: Cécile de France, Izïa Higelin, Noémie Lvovsky
>> www.labellesaison.de

Bereits mit "Carol" und "Freeheld" wurden in vergangener Zeit wertvolle Beiträge zum Queer-Cinema geliefert. Kleiner, aber nicht unerheblicher, ist auch Catherine Corsinis ("Die Affäre") Drama, das die gleichgeschlechtliche Liebe zweier Frauen vor den Kulissen der politisch aufwühlenden 70er Jahre in Frankreich beleuchtet. Mit zwei famosen Hauptdarstellerinnen und sinnlichen Bildern fängt sie nicht nur den Esprit der Dekade ein, sondern zeigt auch auf, wie kompliziert die Loslösung von Heimat und Elternhaus sich angesichts provinzieller Ressentiments gestalten kann.

Aufgewachsen auf dem Bauernhof ihrer Eltern geht die nach Unabhängigkeit lechzende Delphine (Izia Higelin) nach Paris, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Daheim wurde sie zunehmend vom Wunsch des Vaters (Jean-Henri Compère), sie endlich mit dem tüchtigen Nachbarsjungen Antoine (Kevin Azais) unter die Haube zu bringen, unter Druck gesetzt. Und als auch ihre heimliche Affäre, eine junge Frau aus dem naheliegenden Dorf, sich gegen sie entscheidet, hält sie nichts mehr. Angekommen in der Kulturmetropole, wird ihr erstmalig bewusst, wie engstirnig und festgefahren die Moralstellungen in ihrer Provinz sind. Schon bald integriert sich das Landei in eine revolutionäre Frauenrechtsbewegung, die es den Suffragetten gleichtun will. Neben politischen Debatten und der weiblichen Emanzipation steht auch die freie Entfaltung der Sexualität an oberster Stelle der Prioritätenliste. Dort begegnet sie auch der extrovertierten Carole (Cécile de France), die eine der Sprecherinnen der Gruppierung ist, und verliebt sich in sie. Carole, die zuvor noch nie eine Beziehung mit einer Frau geführt hat, entdeckt ebenso ihre Gefühle für Delphine. Es ist der Beginn einer stürmischen Affäre, die ein Ende zu nehmen droht, als Delphines Vater daheim schwer erkrankt. Sie kehrt zurück in ihre Heimat, um ihre Mutter (Noémie Lvovsky) bei der Arbeit auf dem elterlichen Hof zu unterstützen. Als Carole ihr just ins idyllische Landleben folgt, tun sich jedoch erste Risse auf, hervorgerufen durch die konträre Erwartungshaltung beider Frauen sowie der divers großen Opferbereitschaft für ihre junge Liebe.

Songs von Janis Joplin, Colette Magny oder Joe Dassin unterstreichen die Vitalität der Zeit und lassen den feministischen Geist, die Freiheit und Ungebundenheit der Frauenbewegung innerhalb der Stadt einatmen. Ungezwungene Küsse, entblößtes Auftreten auf dem Balkon, von dem man in die Straßen hinab schreit, sowie verrückte Rettungsaktionen werden nach Hälfte der Laufzeit mit der Heimlichtuerei, zögerlichem Sex auf Weiden und dem Austausch versteckter, aber vielsagender Blicke kontrastiert. Zwei aparte Welten, zwei durch und durch unterschiedliche Charaktere. Catherine Corsini verwebt auf gelungenste Weise historischen Stoff mit einem Coming-Out-Drama und kreiert eine Beziehung, in der gegenseitige Anziehungskraft und Konfliktpotenzial gleichermaßen gewaltig sind. Cécile de France brilliert als Carole, die vor ihrer Begegnung mit Delphine nichts von ihrer homosexuellen Neigung ahnte und sich durch diese Amouröse zu unerwartet paradoxem Verhalten verleiten lässt - auf der einen Seite Freiheitskämpferin, auf der Anderen in eine abstruse, emotionale Abhängigkeit verwickelt. Auf dem Land bleibt es nicht nur bei zweideutigen Tischgesprächen vor der Mutter, die allmählich das "widernatürliche" Verhalten der Beiden zu erahnen beginnt. Eindrücklich und mit sensiblem Gespür werden innere Antagonismen visualisiert, ohne dabei jemals in stereotypische, verklärende Muster zu gleiten.

(NATHANAEL BROHAMMER)

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