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Gespenster

Gespenster
Deutschland/Frankreich 2005, Laufzeit: 85 Min.
Regie: Christian Petzold
Darsteller: Julia Hummer, Sabine Timoteo, Marianne Basler, Aurélien Recoing, Benno Fürmann, Anna Schudt, Claudia Geisler, Philipp Hauß, Victoria von Trautmannsdorff, Peter Kurth, Annika Blendl, Rosa Enskat

Wesen, die nach der Erlösung ihrer Seelen streben, existieren nicht nur im Schauerroman, nein, sie begegnen uns täglich auf der Straße. Doch ihre Suche nach Halt und Verständnis ist ständig zum Scheitern verurteilt, zu sehr sind sie in ihrer Zwischenwelt, ihrem Ich, gefangen. Und so endet der beschwerliche Weg meistens wieder bei sich selbst, eine Erlösung ist kaum möglich. Ninas Vergangenheit und Gegenwart ist geprägt von Heimen oder Pflegeeltern, ihre Herkunft ist ihr unbekannt und so lebt sie ziellos ihr Leben, indem sie unter Aufsicht des Projekts "Betreutes Wohnen" die Berliner Parks von Müll befreit. Während einer ihrer Säuberungen wird sie Zeuge eines Übergriffes auf die heimatlose Toni. Hilflos schaut sie dem Geschehen zu, ohne jedoch einzugreifen. Wenig später trifft Nina zum zweiten Mal auf Toni, die dieses Mal auf der Flucht vor einer Horde Leuten ist, die sie bestohlen hat. Mit einer Mischung aus Neugier und schlechtem Gewissen folgt sie dem Mädchen und hilft ihr zu entkommen. Nach und nach kommen sich die beiden näher, ihr Vertrauen zueinander wächst. In der Hoffnung, ihre Seelenverwandte gefunden zu haben, beschließt Nina, ihr derzeitiges Leben hinter sich zu lassen und mit Toni abzuhauen, um einen Neuanfang zu starten. Durch die Teilnahme an einem Casting sehen sie die Möglichkeit, ihren Traum finanziell zu realisieren. Leider muss Nina sehr schnell erkennen, dass ihre Träume weiterhin die Fragilität einer Seifenblase besitzen, denn nicht nur das Vorsprechen selbst erweist sich voller Tücken, auch der Produzent betritt mit schweren Schritten das Luftschloss, das rasch zu zerbersten droht. Doch zur gleichen Zeit geht noch ein weiteres "Gespenst" auf den Straßen Berlins um. In regelmäßigen Abständen sucht die Französin Francoise den Supermarkt auf, vor dem viele Jahre zuvor ihre dreijährige Tochter Marie entführt wurde. Getrieben von wenigen Sekunden Film einer Überwachungskamera, die diese Tragödie damals aufnahm, läuft Francoise durch die Straßen, in der Hoffnung, in einem der unzähligen Gesichter ihre Tochter Marie wieder zu erkennen. Und tatsächlich scheint es für einen Moment Erlösung zu geben, als sich Francoises und Ninas Wege durch Zufall kreuzen. Francoises Beschreibungen von Körpermerkmalen ihrer Tochter treffen punktgenau auf Nina zu, doch deren Vertrauen in Toni, die die Frau für verrückt erklärt, erweist sich als größer und es folgt die nächste Flucht. Christian Petzold ("Die innere Sicherheit") ist mit "Gespenster" ein berückendes und zeitloses Sozialdrama gelungen, in dem sich seine Protagonisten geisterhaft durch die Hoffnung auf Geborgenheit und Familienzugehörigkeit bewegen. Eine Hoffnung, für die es kaum oder keine Beweise gibt, geschweige denn ein Fundament. Einzig die Vision zählt. Die Vergangenheit besteht aus verblichenen Bildern oder wird realitätsfern und märchenhaft als Traumerzählung zusammengebastelt. Und fast teilnahmslos übernimmt die Kamera die Position des wertungsfreien Beobachters und gibt dem Zuschauer damit die Freiheit, die Petzold seinen Figuren konsequent verwehrt.

(Oliver Forst, playtime by biograph)

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