
Formen moderner Erschöpfung
Deutschland 2024, Laufzeit: 118 Min.
Regie: Sascha Hilpert
Darsteller: Birgit Unterweger, Rafael Stachowiak, Wolf List, Sarah Bernhardt
FORMEN MODERNER ERSCHÖPFUNG ist ein stiller, präzise komponierter Film über das Müde-Sein – körperlich, seelisch und gesellschaftlich. Im Zentrum stehen Nina und Henri, zwei Menschen in der Lebensmitte, die aus unterschiedlichen Welten stammen und sich doch im selben Zustand wiederfinden: ausgebrannt, leer, auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht.
Sascha Hilpert inszeniert mit großer formaler Disziplin und einem Gespür für die Langsamkeit. Jeder Schnitt, jede Kamerabewegung ist bedacht, nichts geschieht zufällig. Der Film scheut keine Leerräume – vielmehr nutzt er sie als Resonanzräume für innere Zustände. Gedreht wurde im historischen Sanatorium Dr. Barner im Harz, dessen Jugendstilarchitektur und umgebender Wald eine fast magische Atmosphäre schaffen.
Der Film beschreibt auch treffend und mit einem gewissen düsteren Humor den Funken Wahnsinn, der jedem therapeutischen Tun innewohnt und ordnet das auch in den historischen Kontext ein. Da fällt einem manchmal T.C. Boyles "Willkommen in Wellville" oder Heinz Strunks "Zauberberg 2" ein. Allerdings ist der Film, gerade hinsichtlich der Form, einem poetischen Realismus verpflichtet und setzt auf kontemplative Stille. Ein kluges und vielschichtiges Werk über das Menschsein im Zeitalter der Überforderung – fordernd, schön und tief berührend.