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Final Portrait

Final Portrait
Großbritannien, Frankreich 2017, Laufzeit: 94 Min., FSK 0
Regie: Stanley Tucci
Darsteller: Geoffrey Rush, Armie Hammer, Tony Shalhoub
>> finalportrait.prokino.de/

Der Schweizer Künstler Alberto Giacometti gilt als einer der bedeutendsten Maler und Bildhauer Europas: der von Stanley Tucci inszenierte Film FINAL PORTRAIT widmet ihm nun eine pointierte und filmische Biographie, die ihren Schwerpunkt auf den Schaffensprozess seiner Werke legt. Im Mittelpunkt steht dabei die Entstehung eines seiner bekanntesten Spätwerke, das Porträt des amerikanischen Autors und Kunstliebhabers James Lord.

Dieser sitzt während einer Parisreise im Jahr 1964 dem befreundeten Künstler Modell. Terminiert auf wenige Sitzungen muss Lord seine Abreise zurück in die Heimat immer wieder verschieben, weil der Maestro, nach jeder vermeintlichen Fertigstellung, das Bild sogleich wieder übermalt und von vorne beginnt. Erst allmählich begreift Lord, dass dies zur Arbeitsmethode Giacomettis gehört. Nur durch einen Trick gelingt es ihm am Ende, sein Portrait mit nach Hause nehmen zu können, auch wenn es für Giacometti längst noch nicht fertig, sondern bestenfalls im Anfangsstadium ist.

Fast wie nebenbei vermittelt Tucci, dem Publikum wohl vor allem als Schauspieler in Werken wie „Der Teufel trägt Prada“ oder „Spotlight“ bekannt, dem Zuschauer durch die zahlreichen im Film vorkommenden Gespräche mit Personen aus Familien- und Freundeskreis auch ein stimmiges Porträt des Künstlers Giacometti und seiner Arbeitsweise, das gelegentlich an Henri-Georges Clouzots Dokumentation „Le mystère Picasso“ erinnert.

Oscarpreisträger  Geoffrey Rush (Shine), dessen Physiognomie der Giocomettis erstaunlich ähnelt, läuft zur Hochform auf. Häufig eine Zigarette im Mundwinkel, steht er grummelnd vor seiner Leinwand in seinem legendären Pariser Atelier an der Rue Hippolyte-Maindron, wo er wohnte und arbeitete, und drückt seine Unzufriedenheit aus über das bisher Geschaffene. Während sein Auftraggeber und auch der Zuschauer das Portrait schon für ein Meisterwerk halten, findet es bei Giacometti keine Gnade. Er übermalt es kurzerhand und fängt einfach von vorne an, immer wieder und wieder.

So vergehen die Tage und dazwischen passiert das ganz normale Leben, und auch daran lässt uns der Regisseur teilhaben. Mitte der sechziger Jahre war Giocometti bereits ein etablierter Künstler, wohlhabend und nicht nur von der Pariser Gesellschaft umschwärmt. Seine Frau Annette Arm war ihm eine treue Gefährtin und in Liebe verbunden, was ihn jedoch nicht davon abhielt, sich eine Geliebte zu halten, die sinnliche und lebhafte Tänzerin und Prostituierte Caroline, die er mit Wissen seiner Frau großzügig mit Geld versorgte. Eher aus Trotz als aus Leidenschaft hat sich Annette ebenfalls einen Geliebten zugelegt, doch eigentlich fühlt sie sich vernachlässigt und fordert zunehmend Beachtung ein. So wird geliebt und gestritten und oftmals muss Giacomettis Bruder Diego, selbst Künstler und Designer, die Wogen glätten.

All das erlebt James Lord, der später seine Eindrücke in einer Biografie niederschrieb, auf der auch das Drehbuch zum Film basiert, hautnah mit. Zwischen den Sitzungen schlendern der Künstler und sein Modell durch Paris, sie sitzen mit Matisse in Cafés, essen, trinken, feiern und diskutieren über Gott und die Welt. Das ist zuweilen herrlich komisch, immer aber spannend und so formt sich allmählich das Porträt eines Künstlers, seiner Lebenswelt und seines Schaffensprozesses, der doch immer auch ein Mysterium bleibt.

(Anne Wotschke)

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