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Everest

Everest
Großbritannien, USA, Island 2015, Laufzeit: 122 Min., FSK 12
Regie: Baltasar Kormákur
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Jason Clarke, Keira Knightley
>> everest-film.de

Mit “Everest” eröffnet eine große Hollywood-Produktion die diesjährigen Filmfestspiele in Venedig. Regisseur ist der eher für kleine anspruchsvolle Filme bekannte isländische Regisseur Baltasar Kormákur (101 Rejkjavik), der hier 65 Mio. Dollar auf der großen 3D-Leinwand verpulvern durfte. Vielleicht war es sein intensives Drama „The Deep“ über einen Fischer, dessen Boot vor Island kenterte und der durch das eisige Meer nach Hause schwamm, der ihn für den dramatischen Überlebensfilm empfahl.

Nach Katastrophenfilm sieht es anfangs gar nicht aus, wenn etwa dreißig Bergtouristen via Reisebus das Basis-Camp in Nepal erreichen und die fast unberührte Naturlandschaft mit ihrem Müll verschandeln. Sie gehören zweier Gruppen an, die jeweils von einem Team erfahrener Bergsteiger sicher zum Gipfel geführt werden sollen. Schon im Basis-Camp ist eine gewisse Konkurrenz zwischen den Expeditionsleitern Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) und Rob Hall (Jason Clarke) spürbar, denn jeder will möglichst viele seiner Kunden rauf und auch sicher wieder runter bringen, weil genau das die beste Werbung für das eigene Unternehmen ist, zumal im letzten Jahr niemand den Aufstieg geschafft hat. Doch dieses Jahr sieht es besser aus, die Wettervorhersagen sind vielversprechend, und so nehmen die beiden Teams die Vorbereitung für den Aufstieg in Angriff. Sie überbrücken Gletscherspalten mit Leitern, befestigen Führungsseile und deponieren Sauerstoffflaschen an verschiedenen Haltepunkten.

Tatsächlich sieht alles ziemlich gut aus, wenn es schließlich los geht, doch mit zunehmender Höhe haben die Bergsteiger mehr und mehr mit eigenen physischen und psychischen Problemen zu kämpfen. Als dann auch noch ein Führungsseil fehlt, kommt die Gruppe von Rob Hall mächtig in Zeitverzug. Am Ende ist es nur noch der Kampf eines jeden einzelnen zwischen den schwindenden Kräften und dem mit jedem Schritt größer werdenden Willen, das Unmögliche zu erreichen. Kormakur zeigt hier nachvollziehbar, das fernab aller Vernunft irgendwann nur noch der Wille zählt, und so ermöglicht Hall immer noch Teilnehmern die Erstürmung des Gipfels, wenn sich das Zeitfenster der Besteigung längst geschlossen hat, was für den Abstieg verheerende Konsequenzen nach sich zieht. Jetzt jagt eine Katastrophe die andere, das Wetter schlägt um, ein Schneesturm zieht auf, vermeintlich deponierte Sauerstoffflaschen werden nicht gefunden. Letztlich ist der Abstieg nicht mehr möglich, und man muss irgendwie die Nacht überstehen und auf Rettung am anderen Morgen hoffen.

Kormakurs Film zerfällt in drei Teile. Den Anfang könnte man als Tourismus-Kritik begreifen, der mit teils sarkastischen Bildern von den reichen Extremsportlern erzählt, die nicht nur unberührte Natur verschandeln, sondern auch tibetische Ressourcen aufbrauchen, die anderswo in diesem Land dringender gebraucht würden. Diese Thematik ist seit dem letzten Erdbeben in Tibet wieder hochaktuell. Der zweite Teil ist dann eher der sportliche, der zeigt, dass die Besteigung noch so gut und komfortabel vorbereitet sein kann, am Ende muss es jeder selbst schaffen. In dieser Phase ist es die 3D-Kamera, die tatsächlich beeindruckende Bilder einfängt und den Menschen zu kleinen Punkten in der Landschaft werden lässt, die dort nicht hingehören. Der letzte Teil ist dann ein wahrer Katastrophenfilm, die Vorbereitungsmaßnahmen greifen nicht mehr, es herrscht reines Chaos und jeder kämpft um das eigene Überleben. „Everest“ basiert auf wahren Ereignissen und stellt die katastrophal gescheiterte Expedition von 1996, bei der acht Bergsteiger ihr Leben ließen, beeindruckend nach. 

(Kalle Somnitz)

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