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Eine Dame in Paris

Eine Dame in Paris
Frankreich, Belgien, Estland 2012, Laufzeit: 94 Min., FSK 0
Regie: Ilmar Raag
Darsteller: Jeanne Moreau, Laine Mägi, Patrick Pineau
>> www.eine-dame-in-paris.de/

Wie für sie auf den Leib geschrieben scheint die Rolle der widerborstigen Frida in „Eine Dame in Paris“ für die französische Schauspiel-Legende Jeanne Moreau, die hier noch einmal ihr ganzes Können unter Beweis stellen kann. Als suizidgefährdete alte Dame, die alles daran setzt, eine für sie eingestellte Pflegerin zu vergraulen, glänzt sie in einem furiosen Kammerspiel voller Menschlichkeit, das hinter die Fassade seiner Figuren blickt und zu allgemeinen Wahrheiten über das Leben und die Liebe vordringt.

Seit ihrem Selbstmordversuch vor einigen Wochen weigert sich die einst aus Estland nach Frankreich eingewanderte 80-jährige Frida aus dem Haus zu gehen. Sie möchte sterben und ist verärgert darüber, dass man sie gerettet hat. Nichtsdestotrotz sitzt sie jeden Tag, wie es sich für eine Pariserin gehört, ausgehfertig in einer feinen Bluse, geschmückt mit Chanel-Perlenketten und ihr Haar in elegante Wellen gelegt, in ihrer Wohnung, als ginge es jeden Moment zu einem Treffen in ein schickes Café – so wie früher, als sie einen Liebhaber nach dem anderen hatte. Doch die Liebhaber sind lange verschwunden. Nur einer ist ihr noch freundschaftlich verbunden und hat aus Sorge um sie kurzerhand eine Pflegerin eingestellt, die bei ihr wohnen, sich um sie kümmern und weitere Selbsttötungsversuche verhindern soll.

Und so zieht Anne bei ihr ein, eine estnische Immigrantin mit zwei erwachsenen Kindern, die nach ihrer Scheidung und dem Tod ihrer pflegebedürftigen Mutter nur noch wenig Bindung zu ihrer Heimat hat und sich in Paris ein neues Leben erhofft. Doch der Start in ihrer Traumstadt verläuft zunächst anders als erwartet. Frida erweist sich als überaus widerspenstig und unfreundlich und hat schon diverse Vorgängerinnen vergrault. Kein Wunder, lässt sie doch an allen Ecken und Enden heraushängen, dass sie die Pflegerin als unerwünschte Person ansieht, die sie schnell loswerden will. Doch die scheue und unscheinbar wirkende Frau lässt sich nicht unterkriegen, ist sie doch fest entschlossen, ihrem Leben eine Wende zu geben.

In ihre Freizeit erobert Anne vorsichtig die neue Stadt - den berühmten Eifelturm, die Brücken und das ihr fremde Pariser Flair. Und ganz allmählich nähern sich auch die beiden so unterschiedlichen Frauen einander an. Frida erzählt von ihrer Vergangenheit und irgendwann kommen auch Dinge ans Licht, die Frida bisher verdrängt hat und zu ihrer Isolation geführt haben. Schließlich bahnt sich zwischen Anne und Fridas Ex-Liebhaber sogar eine Romanze an, die aber auch zu Konflikten führt.

Ein langsam erzählter, äußerst stimmungsvoller Film mit einer großartigen Jeanne Moreau, die in der Estin Laine Mägi einen ebenbürtigen Gegenpart gefunden hat. Zunächst provinziell und verhärmt wirkend, wandelt sie sich in ihrer Rolle als Anne nicht nur äußerlich zu einer schönen und sich selbst bewussten Frau, die durch das Pariser „savoir vivre“ nicht nur ihre neue Heimat, sondern auch sich selbst lieben lernt. So ist „Eine Dame in Paris“ (Französischer Titel: Une Estonienne in Paris) auch eine Liebeserklärung an die französische Hauptstadt, die in teilweise atemberaubenden Bildern – wunderbare Aufnahmen von Paris bei Nacht und in der Morgendämmerung - aus den Augen einer baltischen Immigrantin ganz neu wahrgenommen wird.

(Anne Wotschke - biograph)

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