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Edelweißpiraten
Deutschland/ Niederlande/ Schweiz/ Luxemburg 2002, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Niko von Glasow-Brücher
Darsteller: Ivan Stebunov, Bela B. Felsenheimer, Anna Thalbach, Simon Taal, Jochen Nickel, Dominik Bromma, Florian Wilken, Johannes Schaller, Ola Wasiliewa, Volker Röhlich

Kriminelle Rabauken oder Widerstandskämpfer? Lange Zeit wurde ersteres von den sogenannten "Edelweißpiraten" behauptet, doch inzwischen steht fest, dass die Jugendlichen durchaus bewusst, aus einem unbändigen Freiheitsdrang heraus, gegen die Nazis rebelliert haben. Über zehn Jahre haben Regisseur Niko von Glasow (Regie) und seine Frau Kiki (Drehbuch) an diesem Projekt gearbeitet. Das Ergebnis ist ein direkter und schonungsloser Film, der seinem Thema weitaus gerechter wird, als viele überproduzierte Werke ähnliche Couleur. Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Anfang der 40er Jahre beginnen zahlreiche Jugendliche im Deutschen Reich vorsichtig gegen die Nationalsozialisten zu rebellieren. Vor allem in Köln, Düsseldorf und im Ruhrgebiet steckten sich die zumeist aus der Bündischen Jugend und der Wandervogel-Bewegung stammenden Teens Edelweißanstecker unters Revers, hörten verbotene "Negermusik" und verprügelten angepasste Angehörige der Hitlerjugend. Aktionen, die sich eher aus Oppositionsgeist als aus politischem Bewusstsein speisten. Doch mit der Zeit wurden die Maßnahmen schärfer, so nahmen die Edelweißpiraten Deserteure und verfolgte Juden auf und wagten neben Sabotageakten und Plakataktionen sogar Anschläge auf Repräsentanten des Regimes. Auch die Arbeiterkinder Karl und sein jüngerer Bruder Peter aus Köln-Ehrenfeld sind Edelweißpiraten. Als Karl den entflohenen Häftling Hans bei sich und der zweifachen Mutter Cilly aufnimmt, ist das einigermaßen unbeschwerte und unbeachtete Leben endgültig vorbei. Zumal sich Hans immer stärker zum Anführer aufschwingt und durch militante Anschläge den erbarmungslosen Unmut der Gestapo auf die Bewegung zieht. Niko von Glasows bewegendes Kriegsdrama basiert vage auf den Erlebnissen von Jean Jülich, einem der letzten noch lebenden Edelweißpiraten. Im Film spricht Jülich im trotzigen kölschen Dialekt die Rahmenhandlung. Trotzig deshalb, weil die Edelweißpiraten bis zum 16. Juni 2005 in Deutschland nicht offiziell als Widerstandskämpfer anerkannt wurden. Einigen Mitgliedern wurde über Jahre hinweg gar die geistige Fähigkeit abgesprochen, überhaupt ein Widerstandskämpfer sein zu können. Schließlich waren sie keine Intellektuellen, wie die Mitglieder der Weißen Rose, sondern eine intuitiv entstandene Bewegung mit proletarischem Hintergrund. Die filmische Umsetzung von "Edelweißpiraten" ist rauh und scheut auch nicht vor drastischen Gewaltszenen zurück. Regisseur Niko von Glasow ("Maries Lied", "Hochzeitsgäste") entschied sich über weite Strecken für eine unruhige und durchweg subjektiv wirkende Handkamera, welche sich direkt an den Schauspielern bewegt und benutzte grobkörniges Filmmaterial, wie man es aus Dokumentarfilmen kennt. Die Trümmerkulisse des zerbombten Kölns wurde in St. Petersburg nachgebaut, um ein authentisches Bild der Lebenswelt der Edelweißpiraten zu schaffen.

(Eric Horst, playtime by biograph)

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