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Die Schüler der Madame Anne

Die Schüler der Madame Anne
Frankreich 2014, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Marie-Castille Mention-Schaar
Darsteller: Ariane Ascaride, Ahmed Dramé, Noémie Merlant, Geneviève Mnich, Stéphane Bak, Wendy Nieto, Aïmen Derriachi
>> www.madameanne.de/

Die 11. Klasse des Pariser Léon Blum Gymnasiums ist im wahrsten Sinne des Wortes vielfältig. Hier treffen Migrantenkinder der unterschiedlichsten Nationen und Religionen aufeinander. Das Klassenzimmer wird zur Bühne für die verschiedenen Weltanschauungen, die hier frontal aufeinander treffen, und das geht nicht immer friedlich ab. Das gesamte Lehrerkollegium hat die Klasse, die den Schulrekord in Sachen Fehlstunden, Klassenbucheinträgen und Disziplinarverfahren hält, längst aufgegeben, bis Madame Anne die schwierige Klasse übernimmt.

Madame Anne ist eine erfahrene Lehrerin, der auch eine solche Problemklasse keine Angst macht. Mit einer Mischung aus Autorität und Wohlwollen, dringt sie immer öfter zu den Jugendlichen durch und nötigt ihnen Respekt ab. Dabei stellt sie fest, dass nicht nur ihre Kollegen die Klasse aufgegeben haben, sondern auch die Schüler selbst sich nichts zutrauen und sicher sind, dass für sie in dieser Gesellschaft kein Platz ist. Madame Anne schlägt deswegen die Teilnahme am Nationalen Schulwettbewerb vor, dessen Thema in diesem Jahr „Jugendliche im System der Konzentrationslager der Nazis“ ist. Auch wenn die Reaktion der Schüler von „Keine Lust“ über „Langweiliges Thema“ bis hin zu „Das können wir nicht!“ geht, so hat sie doch die volle Aufmerksamkeit der Klasse, deren Argumente sie peu à peu entkräftet. Zusammen mit der Schulbibliothekarin stellt sie Bücher zum Thema zusammen, und wenn am Anfang nur zwei Schüler mitmachen, gelingt es ihr immer mehr zu überreden, es zumindest einmal zu versuchen. Der Durchbruch gelingt ihr, als sie León Zyguel, einen Holocaust-Überlebenden einlädt, um vor der Klasse zu sprechen. Er war damals, als er im Konzentrationslager war und seine Familie verlor, genauso alt, wie die Schüler heute, und er weiß sie ungemein zu beeindrucken. Auf einmal wird jedem klar, dass man aus der Geschichte lernen kann und dass sie alle etwas angeht. Gab es Konzentrationslager in Frankreich? Warum traf es zuerst die Schwachen, die Frauen und Kinder? Was bedeutet Shoa? Und wer war Anne Frank? Die Fragen sprudeln aus den Schülern nur so heraus, und auf einmal merken sie, dass sie die gestellte Aufgabe bewältigen können. Doch Madame Anne hat noch viel zu tun, um ihnen beizubringen, was eine Gemeinschaftsarbeit ist. Hier geht es nicht darum schlauer als die anderen zu sein, sondern einander zuzuarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Zum ersten Male verspürt die so verrufene Klasse 11 ein Zusammengehörigkeitsgefühl, an dem auch die Schüler teilhaben wollen, die dem Wettbewerb bisher ferngeblieben sind.

Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar erzählt diese Geschichte nach einer wahren Begebenheit. Das Drehbuch hat sie zusammen mit Ahmed Dramé geschrieben, der nicht nur die Hauptrolle spielt und die Idee zum Drehbuch hatte, sondern die Geschichte auch selbst am Leó Blum Gymnasium erlebt hat. Sie hat sein Leben komplett verändert und ihm bereits eine kleine Karriere als Schauspieler und Autor beschert. Während die Schüler zumeist von Laiendarstellern und auch tatsächlichen Schülern des Gymnasiums gespielt werden, gibt die renommierte Schauspielerin Ariane Ascaride die kluge Lehrerin und zeigt damit ihren Respekt vor einem Beruf, den sie trotz des oft schlechten Rufes für viel schwieriger und wichtiger hält, als den der Schauspielerin. „Die Schüler der Madame Anne“ leugnet nicht die oft desaströsen Verhältnisse an unseren Schulen und auch Madame Anne bleiben Rückschläge nicht erspart, doch der Film erzählt eine tief bewegende Geschichte über Integration und vermittelt die Erfahrung, dass man an der Schule nicht nur Wissen, sondern auch soziale Kompetenz lernen kann. Ein kraftvoller und kämpferischer Film, von fantastischen Schauspielern getragen und voller Hoffnung.

(Kalle Somnitz)

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