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Die Poesie des Unendlichen

Die Poesie des Unendlichen
Großbritannien 2015, Laufzeit: 109 Min., FSK 6
Regie: Matt Brown
Darsteller: Dev Patel, Jeremy Irons, Toby Jones
>> www.diepoesiedesunendlichen.de

Geschildert wird die wahre und bewegende Geschichte des jungen Mathematikers Srinavasa Ramanujans, dessen mathematisches Genie einen Freifahrtschein aus Indien in das elitäre Ambiente der britischen Universität von Cambridge beschert. Geleitet von seinem eigenbrötlerischen Mentor G. H. Hardy, einem der bedeutendsten Mathematikprofessoren des Trinity Colleges, avancierte er zu einer Schlüsselfigur seiner Wissenschaft. Diese ungewöhnliche, unkonventionelle Freundschaft zu Zeiten der politischen Wirren rund um den ersten Weltkrieg erringt ihre Stärke insbesondere durch das kraftvolle Zusammenspiel von Dev Patel und Jeremy Irons, dem die Rolle des nachdrücklichen Mentors schlichtweg auf den Leib geschneidert ist.

Das koloniale Indien um 1913: Der 25-jährige Srinavasa Ramanujan (Dev Patel aus „Slumdog Millionaire“) verdingt sich als Büroangestellter, doch das Schicksal hat Höheres für ihn vorgesehen. Dank seiner einzigartigen, mathematischen Begabung wird es ihm trotz ablehnender oder verständnisloser Haltungen seitens Vorgesetzter und Familie ermöglicht, sich in der renommierten britischen Universität von Cambridge zu verwirklichen. Unterstützt von G.H. Hardy (Jeremy Irons) und John Littlewood (Toby Jones) findet er Ventile für seine Brillanz, deren Originalität einzig von analytischen Strukturen und der Bedingung exakter Beweisführung Einhalt geboten wird. Daneben wird auch die schwierige kulturelle Integration zu einem der thematischen Schwerpunkte, denn im frostigen England findet der indische Jungspund keinen Anschluss und sein Protektor lässt oftmals an Feingefühl vermissen. Fehlende Nachrichten aus der Heimat von der Ehefrau, sowie die entgegengebrachte Kühle lassen Srinavasa schließlich schwer erkranken und drohen ihn zu zerstören.

Vielen ist das Fach, um das es sich hier primär handelt, ein Graus. Doch selbst diejenigen, die eine Aversion gegen Zahlen haben, müssen sich keine Sorgen machen, denn dieses biographische Drama widmet sich erstrangig der freundschaftlichen Beziehung zwischen zwei Genies, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Eine ein spirituell angehauchter, religiöser Freigeist, der auf seine Intuition vertraut, der Andere ein fest überzeugter Atheist, welcher sich nur von Fakten und exakten Berechnungen beeindrucken lässt und wohl gerade aufgrund der rechnerischen Dissonanz des Ersten auf diesen aufmerksam wird. Neben dem hier stattfindenden Kulturclash ist ebendieser Unterschied wohl auch die wichtigste, aktuellste Thematik, auf die der Film aufmerksam macht. Denn allzu häufig kommt es vor, dass intuitive Menschen samt ihrer Begabung von repressiven schulischen Systemen ausgebremst und dazu genötigt werden, sich strengen Formalien unterzuordnen, die dem Individualismus in reaktionärer Weise entgegenwirken.

Dass "Die Poesie des Unendlichen" zu keiner Zeit in Pathos abdriftet, ist dem famosen Hauptdarstellergespann zuzuschreiben, welches das Herz des Films bildet. Insbesondere Jeremy Irons, der sich in den vergangenen Jahren sehr rar machte, brilliert als exzentrischer Logiker mit harter Schale, der sich schlussendlich von seinem talentierten und instinktiv agierenden Gegenüber für die romantische Ader seiner Wissenschaft, beziehungsweise seiner Umgebung im Generellen, sensibilisieren lässt. Zudem in einer kleinen, feinen Nebenrolle zu bestaunen: der großartig ironische Stephen Fry. 

(NATHANAEL BROHAMMER)

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