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Die Kommune

Die Kommune
Dänemark, Schweden, Niederlande 2016, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Thomas Vinterberg
Darsteller: Ulrich Thomsen, Trine Dyrholm, Fares Fares, Helene Reingaard Neumann
>> www.kommune-derfilm.de

Thomas Vinterberg, einer der Mitbegründer der Dogma-Bewegung, der mit seinem Werk „Das Fest“ Filmgeschichte schrieb, wurde in seinem neuen Film „Die Kommune“ über eine bunte Wohngemeinschaft von seiner eigenen Jugend inspiriert. Selbst in einer solchen alternativen Lebensform aufgewachsen, lässt der international gefeierte Regisseur auf heitere und anrührende Weise die experimentierfreudigen, optimistischen 1970er Jahre wieder aufleben.

Möglich macht das muntere Zusammenleben einer Gruppe Mitvierziger die Erbschaft von Erik, einem erfolgreichen Architektur-Dozenten, der sich von seiner Lebensgefährtin Anna überreden lässt, sein soeben geerbtes Landhaus nicht gewinnbringend zu veräußern, sondern zur Heimat einer Kommune zu machen. Auch Teenager-Tochter Freja ist einverstanden und so wird der Plan in die Tat umgesetzt. An Interessenten im Freundeskreis mangelt es nicht, und so werden bald Auswahlgespräche angesetzt, um die passenden Mitbewohner zu finden.

Das Unternehmen läuft gut an: gesellige Abende, anregende Gespräche und Harmonie von allen Seiten. Selbst als sich Erik in eine junge Studentin verliebt – äußerlich eine jüngere Kopie Annas – scheint die Welt noch in Ordnung. Die Gehörnte gibt sich verständnisvoll und ist sogar damit einverstanden, dass ihre Rivalin mit in die Villa auf dem Lande einzieht. Doch unterschwellig brodelt es, die Spannungen zwischen den Beteiligten werden immer spürbarer.

Vinterberg legt in „Die Kommune“, basierend auf seinem eigenen gleichnamigen Theaterstück, viel Wert auf die liebevoll gezeichneten Nebenfiguren. Da wären zum Beispiel Allon, der bei der kleinsten Kritik in Tränen ausbricht, Steffen und Mona mit ihrem neunjährigen herzkranken Sohn, der jedem erzählt, er werde seinen neunten Geburtstag nicht mehr erleben oder Ole, der herumliegende Sachen verbrennt . Vor allem aber kontriert er sich auf die scheiternde Dreiecksbeziehung. Auch hier kann er auf die eigene Vergangenheit zurückgreifen, hat er doch ebenfalls seine Frau für eine Jüngere verlassen und den schmerzhaften Abnabelungsprozess beider Seiten noch lebhaft vor Augen. Dennoch verzichtet er keineswegs auf Humor, zaubert mit spritzigen Dialogen so manches Lächeln hervor.

Auf der Berlinale-Pressekonferenz beschrieb der Filmemacher, warum Wohngemeinschaften bei ihm grundsätzlich immer noch gedanklich positiv besetzt seien: „Ich blicke auf eine Zeit zurück, in der die Menschen selbstverständlich teilten, Materielles und Immaterielles. Das vermisse ich heute“. Damit nahm er ganz bewusst auch Bezug auf die aktuelle Flüchtlingskrise. „Ich schäme mich, Däne zu sein, wenn ich erlebe, was derzeit passiert. Auch deshalb sage ich mit meinem Film: Teilt, Leute, seid bereit abzugeben an die, die es nötig haben“.

Vinterberg liefert das ebenso schonungslose wie humorvolle Porträt einer Generation, die aus Idealismus antrat, kollektive Wohnformen zu erproben, und dabei an Problemen scheiterte, die bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren haben. Die glaubwürdigen Schauspieler fühlen sich mit viel Empathie in ihre Figuren ein, allem voran Trine Dyrholm, deren warmherziges Spiel auch die Berlinale-Jury überzeugte und die für ihre Leistung einen Silbernen Bären als beste Darstellerin mit nach Hause nehmen konnte. 

(Anne Wotschke)

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