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Die Känguru-Chroniken

Die Känguru-Chroniken
Deutschland 2020, Laufzeit: 92 Min., FSK 0
Regie: Dani Levy
Darsteller: Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Adnan Maral
>> www.kaenguru-film.de

Marc-Uwe Klings "Känguru-Chroniken" sind nicht nur als Bücher erfolgreich, insbesondere die Hörbücher boomen, und wer einmal einer Lesung von ihm beigewohnt hat, weiß auch warum: Der Autor spricht beide Rollen und das gar nicht so unterschiedlich, dass man das Ganze auch für ein Selbstgespräch halten könnte, eine Auseinandersetzung mit sich selbst, mit Vergangenheit und Gegenwart und natürlich mit Berlin.

Komödienspezialist Dani Levy („Alles auf Zucker") bringt dieses Känguru nun leibhaftig auf die Leinwand, und sein größter Verdienst ist wohl, dass er ihm eine natürliche Akzeptanz in seinem filmischen Umfeld wie auch beim Zuschauer verschafft. Denn das Känguru liegt nicht nur faul in der Hängematte von Marc-Uwe, einem Kleinkünstler mit Migräne-Hintergrund, es läuft auch mit Fitness-Stirnband durch die Nachbarschaft und versorgt jede Kneipendiskussion mit zynischen Bemerkungen. Dabei wirkt es nie wie ein Fremdkörper, eher nur irgendwie anders, so wie ein Ausländer, ein Migrant, ein Flüchtling oder auch ein Ossie. Letzteres ist vielleicht das treffendste, passt es doch zu seiner kommunistischen Grundeinstellung und den vielen typisch Berliner Anspielungen, mit denen Levy seine Verfilmung gewürzt hat. Wie zum Beispiel den Dwigs-Tower, den der Architekt und Immobilien-Spekulant Jörg Dwigs - in Anlehnung an den Trump-Tower in New York - ausgerechnet mitten im Görlitzer Park hochziehen will. Für die benachbarten Kieze bedeutet das die typischen Gentrifizierungsfolgen und für die Strasse, in der Marc-Uwe und das Känguru wohnen - nachdem sie den Dwig besucht haben - sogar den Abriss. Allzu positiv ist das Gespräch nämlich nicht verlaufen und fortan haben die beiden es mehr mit den Nazi-Schlägern Dwigs zu tun als mit dem Großkapital. Doch auch hier erweist sich das Känguru als schlagkräftig. Zwar kann es die rechtspopulistische Viererbande mit der Bemerkung, dass statistisch gesehen jeder vierte Neo-Nazi ein V-Mann des Verfassungsschutzes ist, kurzfristig verunsichern, aber dann muss es doch noch seine knallroten Box-Handschuhe aus dem Beutel holen.
So webt Levy allerhand Geschichten aus den Büchern in seinen Film ein, der sich zudem noch durch die Filmgeschichte zitiert, von westernhaften Kneipenszenen mitten in Kreuzberg über BIG LEBOWSKI bis hin zu FIGHT CLUB. Auch wenn Handlung und Tempo des Films Höhen und Tiefen kennen, schlägt sein Herz stets auf dem rechten Fleck und so sammelt das ungleiche Duo immer mehr Sympathiepunkte, bis schließlich Buch und Film eine gelungene Symbiose eingehen. Dabei amüsiert das Känguru redlich, da es mit seiner Prämisse 'immer alles anders zu machen, als die anderen', nicht nur Witz, sondern auch einen anderen Blickwinkel auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in den Film bringt.
Im Interview gab Regisseur Dani Levy zu, dass er die Känguru-Bücher nicht kannte, bis er die Hörbücher aus dem Kinderzimmer seiner damals neun- und 16-jährigen Kinder vernahm. Ob sie die vielen verschiedenen Themen verstanden, war ihm ein Rätsel, aber sie hörten mit Begeisterung zu. Damit war die Idee zum Film geboren und Levy war klar, dass der anarchistisch-satirische Grundton unbedingt erhalten werden musste, weswegen ein hochglänzender, niedlicher Animationsfilm nicht in Frage kam. Das Problem, wie das anarchistische Slackerpärchen interagieren sollte, löste er mit der VFX-Technik: Das Känguru wurde vom Comedian Volker Zack in einem Motion Capture Suit gespielt. So hatten die Schauspieler einen Anspielpartner und das Känguru wurde später Szene für Szene in den Film kopiert.

(Kalle Somnitz)

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