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Der Wein und der Wind

Der Wein und der Wind
Frankreich 2017, Laufzeit: 113 Min., FSK 0
Regie: Cédric Klapisch
Darsteller: Pio Marmai, Ana Girardot, François Civil
>> www.derweinundderwind.de

Cédric Klapisch ("Barcelona für ein Jahr" und "So ist Paris") ließ sich zu dieser Generationsstudie inspirieren, als er einer Weinlese beiwohnte. Sein Interesse war geweckt - er nahm sich vor eine Landschaft zu zeigen, die sich im Zyklus der Jahreszeiten verändert. Vor dem malerischen Burgund spinnt er die Geschichte dreier Geschwister, die das Weingut ihrer Eltern erben und plötzlich an der Schwelle zur Selbstständigkeit und individuellen Selbstentfaltung stehen.

"Wein steht für mich für meinen Vater." konstatiert der Regisseur in einem Interview. Auch hier spielt Wein keine unbeträchtliche Rolle bei der Vergangenheits- und Gegenwartsbewältigung, insbesondere verknüpft mit der Beziehung zum Vater der drei tragenden Figuren. Es beginnt im Spätsommer, in dem die Ernte kurz bevorsteht. Der 30-jährige Jean (Pio Marmaï) steigt aus einem Bus, stapft mit dicken Schuhen und Rucksack auf das Weingut und steht nach fast zehnjähriger Abwesenheit seiner Schwester Juliette (Ana Girardot) gegenüber, die sich ihm augenblicklich freudig an den Hals wirft. Von Bruder Jérémie (François Civil) hingegen hagelt es erst einmal Vorwürfe. „Wo warst Du bei der Beerdigung der Mutter? Warum hast vDu Dich nie gemeldet?  Trotz der harschen Vorwürfe schafft es Juliette, vorerst die Wogen zu glätten, denn nder Grund für Jeans Rückkehr ist der im Sterben liegende Vater. Dafür hat er Frau und Kind in Austraölien zurückgelassen, wo er heute sein eigenes Weingut betreibt. Kurz nach seinem Eintreffen stirbt der Vater und auf einmal müssen sich die Geschwister entscheiden: Sollen sie das Weingut verscherbeln und den Erlös durch Drei teilen oder das Erbe des Vaters in Ehren halten und sich damit verschulden? Jean, der eigentlich schon bald wieder abreisen wollte, nicht zuletzt weil seine Beziehung zu seiner Frau kriselt, hat sich plötzlich einer ganz neuen Verantwortung zu stellen. Juliette und Jérémie üben zusätzlich Druck aus, denn nachdem der älteste Bruder so lange in der Versenkung verschwunden war, fordern sie nun seine kompetente Unterstützung bei der kommenden Lese.

Mit viel Fingerspitzengefühl weiß Klapisch seine Ode an Burgund und den dortigen Tropfen mit dem Beziehungsgeflecht der Geschwister, die in einer unmittelbaren Krisensituation auf gegenseitige Hilfe angewiesen sind, zu verweben. Besonders schön sind neben den idyllischen Landschaftsaufnahmen, die zur intimen Atmosphäre beisteuern, die immer wieder auftretenden Sequenzen, in denen der gekostete Wein als eine Form des Bindeglieds zur Vergangenheit fungiert und prägende Kindheitserinnerungen einleitet. Es ist auch beinahe eine Emanzipationsgeschichte der drei, die nach dem Tod der Eltern genötigt sind, aus deren Schatten zu treten und sich zu entscheiden, ob sie Verantwortung übernehmen oder kapitulieren wollen. Jeder von ihnen hat eigene Enttäuschungen erleben müssen und eigene Bürden zu tragen, die für Reibungen sorgen, das Dreiergespann aber schließlich nach jeder Bewältigung weiter zusammenschweißen. Die charmanten Darsteller tun ihr Übriges dazu, dass "Der Wein und der Wind" zur einfühlsamen Familienstudie wird, die beiläufig auch hinter die Kulissen des (burgundischen) Weinbetriebs blickt und für den ein oder anderen erhellenden Moment sorgt.

(NATHANAEL BROHAMMER)

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