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Der Sommer mit Mamã

Der Sommer mit Mamã
Brasilien 2015, Laufzeit: 114 Min., FSK 0
Regie: Anna Muylaert
Darsteller: Regina Casé, Camila Márdila, Michel Joelsas
>> sommer.pandorafilm.de

Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Val als Haushälterin bei einer wohlhabenden Familie in Sao Paulo. Pflichtbewußt und mit Hingabe kümmert sie sich um alles und erträgt so manches. Für den 17-jährigen Sohn Fabinho ist sie wie eine Mutter, die sie für ihre eigene Tochter Jessica, die sie bei einer Freundin zurückgelassen hat, nie sein konnte. Jetzt kommt Jessica nach Sao Paulo, um die Aufnahmeprüfung für die Universität zu machen. Vorübergehend soll sie bei Val wohnen und wirbelt den Haushalt mächtig auf.

Wer darf ins Wohnzimmer? Wer darf den Kühlschrank öffnen und wer darf welche Eiscreme essen? Wer darf am Esstisch sitzen und wer muss sich vom Swimmingpool fernhalten? Wer darf die Kinder umarmen und wer darf Mama genannt werden? Für Val sind die Antworten auf diese Fragen klare und respektierte Richtlinien ihres Lebens. Seit sie vor dreizehn Jahren ihre eigene Tochter in einer kleinen Stadt im Nordosten Brasiliens zurückließ, arbeitet sie als Haushälterin und Kindermädchen in Sao Paulo. So kann Val ihre eigene Familie ernähren, doch spätestens seit Jessica sich angekündigt hat, kommen all ihre Schuldgefühle wieder hoch. Und Jessica ist auch nicht der Typ, der ihrer Mutter vorschnell verzeiht, schließlich ist sie davon überzeugt, dass sie mit dem Tausch einer finanziell gesicherten Kindheit gegen Mutterliebe den kürzeren gezogen hat. Selbstbewusst und mit jugendlicher Kaltschnäuzigkeit hält sie das ihrer Mutter immer wieder mal vor und nistet sich für ein paar Tage bei ihr ein. Doch das kleine Zimmerchen im Keller wird ihr schnell zu eng und so beginnt sie das ganze Haus zu erkunden, nicht ohne sich über die vielen Regeln, die ihr Val vermitteln will, lustig zu machen. Dabei gelingt es ihr sowohl Söhnchen Fabinho, der auch vor der Aufnahmeprüfung an der Universität steht, als auch seinen Vater um den Finger zu wickeln, so dass nie ganz klar ist, ob sie Grenzen bewußt überschritten hat oder von den Herren der Familie dazu eingeladen wurde. Der Dame des Hauses wird das allerdings ziemlich schnell zu bunt, was dann wiederum Val zu spüren bekommt und als auch noch Jessica die Aufnahmeprüfung besteht, während Fabinho sie verbockt, hängt der Haussegen gänzlich schief.

Regisseurin Anna Maylaert trägt das Drehbuch zu dieser Geschichte schon zwanzig Jahre mit sich rum. Ihr gelingt es hier nicht nur eine rührende Familiengeschichte zu erzählen, sondern auch einen schöne Metapher auf die brasilianische Gesellschaft zu zeichnen. Die hat sich nämlich verändert, seit die Arbeiterpartei an der Macht ist und so ist Jessica, quasi Stellvertreterin für all die jungen Leute, die zur Zeit vehement ihren Platz in einer Gesellschaft einfordern, die bisher sozial ausgrenzend und ihren kolonialen Wurzeln verhaftet war. Und so macht es Spass dabei zuzusehen, wie mit Jessica und ihrer Mutter zwei Generationen aufeinandertreffen, die völlig unterschiedliche Lebensvorstellungen haben. Während Vals Leben immer nur aus Pflichterfüllung und Gehorsam bestand, will Jessica nicht mehr „Bürger zweiter Klasse“ sein. Sie hält sich zwar nicht für etwas Besonderes, aber eben auch nicht für schlechter als die anderen und so fordert sie lautstark ihre Bürgerrechte ein, was sich in der brasilianischen Finka darin äußert, dass sie den Männern den Kopf verdreht und gleichzeitig das sozaile Gefüge auseinander nimmt, so dass am Ende sogar ihre peinlich berührte Mutter erkennt, was sie ihr Leben lang falsch gemacht hat.

(Kalle Somnitz - biograph)

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