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Der Phönizische Meisterstreich

Der Phönizische Meisterstreich
USA 2025, Laufzeit: 141 Min., FSK 12
Regie: Wes Anderson
Darsteller: Benicio Del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera
>> www.upig.de/micro/der-phonizische-meisterstreich

Wes Anderson ist schon deshalb ein gern gesehener Festivalgast, weil er immer eine ganze Riege Schauspieler von Weltruhm mitbringt. So war es auch in diesem Jahr als er unter anderem mit Benicio Del Toro, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Benedict Cumberbatch, Bryan Cranston, Riz Ahmed, Mathieu Amalric, Charlotte Gainsbourg, Michael Cera und Kate Winslets Tochter Mia Threapleton, die gerade in der Serie „The Buccaneers" zu sehen ist, über den Roten Teppich flanierte.

In THE PHOENICIAN SCHEME spielt Benicio del Toro Zsa-Zsa Korda, einen wohlhabenden Tycoon, dessen unzählige fragwürdige internationale Geschäfte ihn zum Ziel unaufhörlicher Attentatsversuche gemacht haben. Als die jüngste Explosion sein Flugzeug in die Luft jagt und ihn zu einer Bruchlandung in einem Maisfeld zwingt, bei der einige seiner Organe in seinen Magen zurückgedrängt werden, hat er eine Vision vom Jenseits und weiß nicht, was er damit anfangen soll. Doch er weiß, dass etwas getan werden muss, also ruft er seine einzige Tochter Liesl zu sich und macht sie zu seiner Alleinerbin. Es gibt nur ein Problem: Sie ist eine Novizin.
Gespielt wird sie von Mia Threapleton, eine Neue im Universum von Wes Anderson, der stets mit den gleichen Schauspielern arbeitet. Ihr naives Wesen und ihr porzellanartiges Gesicht deuten bereits auf die Zerbrechlichkeit des Unternehmens hin, weshalb sie sich mit ihrem Vater zu einer Reise um die halbe Welt aufmacht, um die Firmen-Geschicke selbst in die Hand zu nehmen.
Benicio del Toro wird in seiner Rolle vom Nebendarsteller (dem inhaftierten künstlerischen Genie in THE FRENCH DISPATCH) zum Protagonisten im Anderson-Universum. Rasur und Haarschnitt stehen ihm gut und unterstreichen seine Rolle als kultivierter Geschäftemacher im maßgeschneiderten Zweireiher, mit zurückgekämmten graumelierten Haaren und einer Holzkiste voller Handgranaten, mit denen er jederzeit seinen Vorstellung mehr Nachdruck verleihen kann. So kann man seiner Berufsauffassung eine gewisse Hemdsärmeligkeit und Rauflust attestieren, was ihm auch einige Blessuren einbringt. Doch Korda weiß in Rückschlägen immer das Positive zu sehen. Nach einigen Flugzeugabstürzen, die er alle überlebt hat, ist er sich sicher, dass ihn so etwas nicht umbringen kann. Als auf seinem nächsten Flug merkwürdige Geräusche die Passagiere in Panik versetzen, beruhigt er sie mit den Worten: "Oh, that's nothing, I feel safe!" So besteht er all seine Abenteuer mit Mut, Unverfrorenheit und jede Menge Glück, bis er am Ende dem Hauptanteilseigner, seinem Bruder Nubar, gegenübersteht.
Das absurd undurchsichtige titelgebende „Phoenician Scheme" entpuppt sich immer mehr als völlig sinnlos und kann als Andersons Kritik an der Plutokratie gelesen werden, die auf eine Zeit verweist, in der wohlhabende Geschäftsleute die Regeln beugten, ihr Vermögen anhäuften und im Stillen Nachfolgepläne für ihre Dynastien schmiedeten. Heute regieren solche Männer Länder, wobei man Wes Andersons neuestem Film keine allzu starke politische Botschaft zumuten sollte. Die gemeinsam mit Roman Coppola konzipierte, dichte und unbestreitbar unterhaltsame Saga ist ein ironischer Blick auf einen solchen Titanen und zugleich eine bewegende Vater-Tochter-Geschichte. Sie scheint sich letztlich mehr mit dem Raubrittergeist des Kapitalismus des 20. Jahrhunderts als mit dessen Folgen zu beschäftigen.

(Kalle Somnitz)

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