Das melancholische Mädchen
Deutschland 2019, Laufzeit: 80 Min., FSK 12
Regie: Susanne Heinrich
Darsteller: Marie Rathscheck, Nicolai Borger, Yann Grouhel
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Für den durchschnittlichen Kinogänger ist Susanne Heinrichs Spielfilmdebüt sicherlich eine kleine Herausforderung: in streng durchkomponierten, dann aber wieder wunderbar verspielten Bildern lässt die Regisseurin ihre leiernde Protagonistin episodenweise von einem stilisierten Set zum nächsten wandeln. Ein ungewöhnlicher, unaufgeregt aufregender Experimentalfilm und ein Abgesang auf die Postmoderne – made in Germany –, der philosophische und feministische Diskurse eigenwillig akzentuiert.
In insgesamt 14 Episoden stolpert die (natürlich!) sehr melancholische Protagonistin (Marie Rathscheck) durch den Film und mäandert in schrägen Outfits von einer skurrilen Situation in die nächste. Mit einer guten Portion Zynismus kommentiert sie dabei das Geschehen oder führt absonderliche Gespräche mit ihren von Szenerie zu Szenerie – mal Mutterkurs, dann Underground-Party – wechselnden Kommunikationspartnern, die sie bei ihrer Suche trifft. Mit verfremdenden Effekten wie der Stimmüberlagerung oder den wunderbar exzentrischen Settings gelingt ein zuweilen hochkomischer Exkurs durch die bekannten Stationen des zeitgenössischen Großstadtlebens. Mit distanzierendem Blick werden artifizielle (Sinn-)Konstrukte, innerhalb derer wir uns tagtäglich mal mehr, mal weniger gedankenlos fortbewegen, demontiert.
(NATHANAEL BROHAMMER)