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Churchill

Churchill
Großbritannien, USA 2017, Laufzeit: 106 Min., FSK 6
Regie: Jonathan Teplitzky
Darsteller: Brian Cox, Miranda Richardson, John Slattery
>> www.churchill-film.de

Ein Mann, der binnen vier Tagen eine Entscheidung zu fällen hat, die womöglich abertausenden Menschen das Leben kosten könnte. Jonathan Teplitzky, der zuvor mit "The Railway Man - Die Liebe seines Lebens" ein sicheres Händchen für historische Stoffe bewies, wählte für dieses Biopic des laut BBC "bedeutendsten Briten aller Zeiten" die schicksalsträchtigen Tage vor dem D-Day im Juni 1944. Charakterdarsteller Brian Cox haucht dem ehemaligen Premierminister Großbritanniens, Winston Churchill, auf exorbitante Weise Leben ein und meißelt sich mit seiner Leistung fest ins Gedächtnis.

Mit dieser epochalen Entscheidung könnte der Fortverlauf des Krieges und die Zukunft, nicht allein Europas, sondern der gesamten Welt, bestimmt werden. Nachdem der Reichsadler seine Schwingen über beinahe ganz Europa gebreitet hat, wird Großbritannien, wo Winston Churchill (Brian Cox) den Inselstaat erfolgreich gegen die Invasion der Nazis verteidigte, zur letzten Bastion. Amerikanische Truppen haben sich dort eingefunden und die Planung einer massiven Gegenoffensive läuft auf Hochtouren. Der Premier ist ausgelaugt durch die Strapazen des langandauernden Krieges und verfolgt skeptisch die Vorbereitungen zum Gegenschlag, bei dem die französische Küste zurückerobert werden soll. Und obwohl er sich als erfahrener Anführer bereits im ersten Weltkrieg behauptete, wird seine strategische Vorsicht von den anderen militärischen Befehlshabern missbilligt. Die Generäle Eisenhower (John Slattery) und Montgomery (Julian Wadham), denen er das Kommando über die Truppen übergeben hat, fühlen sich durch seine Zweifel in ihrer Arbeit gehindert. Churchill, der im vorigen Weltkrieg die desaströse Niederlage in Gallipoli mit Verlusten von über 100.000 Mann zu verantworten hatte und seither von tief verwurzelter Schuld heimgesucht wird, will um keinen Preis erneut ein Fiasko ähnlicher Größenordnung riskieren und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um dieses potentielle Himmelfahrtskommando zu verhindern. Doch seinem Einfluss als Befehlshaber in Sachen Taktik sind mittlerweile Grenzen gesetzt und auch König George VI. (James Purefoy) beugt sich der Erfahrung Eisenhowers. Einzig Churchills Frau Clementine (Miranda Richardson) vermag noch dessen aufschäumendes Temperament zu zügeln.

Dieses biographische Drama hat sich einen brisanten Zeitpunkt ausgewählt, um die schillernde Persönlichkeit, die 1953 übrigens für das sechsbändige Werk "The Second World War" mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, zu portraitieren. Es ist eine Momentaufnahme, in dem der notorisch Zigarre rauchende Premier seine Befehlsmacht anderen übergeben hat und sich nun mehr oder weniger zum bloßen Zuschauer degradiert sieht, unfähig die mögliche Katastrophe abzuwenden. Brian Cox füllt den heißblütigen Politiker nicht allein mit körperlicher Präsenz aus, sondern vollbringt auch die schwierige Gratwanderung zu den stillen Momenten, in denen Churchill beinahe kapituliert und den enormen Unsicherheiten, dem Druck und den Gewissensbissen zu erliegen scheint. Dann ist dieses Drama auch am stärksten - wenn die teils etwas bedeutungsschwangere Musik verklingt und man sich bis zur mitreißenden, finalen Rede auf den Menschen hinter dem Idol konzentriert. Das größte Bravourstück dieses filmischen Denkmals ist die durch die Leistung des Hauptdarstellers aufkommende Suspense - und das, obwohl man den Ausgang des D-Days und des zweiten Weltkrieges selbst natürlich kennt.

(NATHANAEL BROHAMMER)

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