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Bis an die Grenze

Bis an die Grenze
Frankreich 2020, Laufzeit: 99 Min., FSK 12
Regie: Anne Fontaine
Darsteller: Omar Sy, Virginie Efira, Grégory Gadebois

In den vergangenen Jahren geriet die Polizei in Frankreich vor allem unter Macrons polarisierender Regierung immer mehr in Verruf. Gelbwestenproteste, Umgang mit Terror und aktuell die rigiden Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus trugen zum angeschlagenen Image bei. Filme wie Ladj Lys sozialrealistisches, kompromittierendes und vielfach preisgekröntes Werk „Les Misérables – Die Wütenden" über die harte Arbeit der Ordnungshüter in den Banlieues, kann als kritisch-aufklärerische Reaktion auf den Diskurs verstanden werden. Auch Anne Fontaines „Bis an die Grenze" verfolgt einen quasi aufklärerischen Ansatz und zeigt die Polizei „in Aktion". Anlehnend an die gleichnamige Novelle von Hugo Boris, verdichtet sie Fragen rund um die Ethik und Hörigkeit der Polizei auf die Geschehnisse einer langen Nacht.

Im Fokus befinden sich die drei Pariser Polizisten Virginie (Virginie Efira), Erik (Grégory Gadebois) und Aristide (Omar Sy). Eines Nachts werden sie mit einer Mission betraut, die ihre gewöhnliche Routine durchkreuzt. Ein Asylbewerber soll abgeschoben werden und es ist an ihnen, ihn zum Flughafen zu eskortieren. Während der Autofahrt treten bei Virginie Zweifel auf, da sie versteht, dass es für den Inhaftierten den sicheren Tod bedeutet, wenn man ihn in sein sogenanntes Heimatland Tadschikistan zurück verfrachten würde. Mit dieser Gewissheit bringt sie auch langsam ihre Kollegen ins Wanken. Dass die drei Polizisten außerdem ihre eigenen privaten Probleme mit sich herumschleifen, macht den Job nicht unbedingt unkomplizierter.
Bereits in der ersten Hälfte des Films weckt Fontaine Empathie für ihre drei Hauptfiguren, indem sie einen „normalen" Arbeitstag aus deren jeweiligen Perspektiven beleuchtet. Kindesmissbrauch, Chauvinismus und Randalen sind an der Tagesordnung. In dieser raffinierten Aufschlüsselung erfährt man nicht nur, welch ungeheuren Stresssituationen die Beamten kontinuierlich ausgesetzt sind, sondern auch, dass Virginie eine Affäre mit Aristide hat und ungewollt schwanger von ihm ist. Dieser Umstand führt bei der späteren gemeinsamen Odyssee durch die Nacht zu einigen zusätzlichen Spannungen. Erik indes ist ein pflichtbewusster Cop, der einfach nur seine Arbeit hinter sich bringen will, ohne weitere Probleme auf sich zu laden, da die psychisch labile Frau daheim sein Gemüt ohnehin schon stark in Mitleidenschaft zieht. Nach der ausführlichen Etablierung der drei Protagonist*innen konzentriert sich Fontaine im zweiten Abschnitt des Films ganz auf die daraus entstehenden Dynamiken und Dilemmata, die aus dieser ungleichartigen Menschenkonstellation entstehen. Während die moralischen Konflikte, persönlichen Ängste und Nöte der Polizisten sukzessive immer mehr an die Oberfläche gekehrt werden, intensiviert sich auch die geladene Atmosphäre: vor allem, weil der völlig verstörte Flüchtling die von seinen Bewachern intendiert dargebotenen Möglichkeiten zur Flucht konsequent ausschlägt.
Samt einer clever konzipierten Handlung und dem wie immer sympathisch gegen den Strich spielenden Omar Sy vermag der Film auch einige unerwartete Haken zu schlagen und fesselt vor allem in der zweiten Hälfte, als sich die Spannung während der nächtlichen Pariser Irrfahrt peu à peu steigert. Die finale Message: humane Prinzipien lassen sich auch entgegen gewisser Obligationen à la "Ausführen und Klappe halten" durchsetzen!

(NATHANAEL BROHAMMER)

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