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Ausgerechnet Sibirien

Ausgerechnet Sibirien
Deutschland, Russland 2012, Laufzeit: 100 Min., FSK 0
Regie: Ralf Huettner
Darsteller: Joachim Król, Vladimir Burlakov, Yulia Men, Armin Rohde, Katja Riemann, Michael Degen
>> www.ausgerechnetsibirien.de

Eigentlich ist Matthias Bleuel ein Spießer, wie er im Buche steht. Seit Jahrzehnten leitet der penible Einzelgänger die Logistik-Abteilung des Versandhauses Fengler in Leverkusen. Er lebt in einem biederen Reihenhaus, und seit ihn seine Frau wegen eines anderen verlassen hat, hat sich eine zünftige Midlife-Crisis bei ihm eingestellt. Und gerade jetzt schickt ihn sein Chef auf Dienstreise in eine kleine Filiale nach Sibirien. Für Bleuel wird diese Reise zu einem Tor in ein neues Leben.

„Ausgerechnet Sibirien!“ schimpft Bleuel auf seinen russlandsentimentalen Senior-Chef. Eine neue Software soll er dort installieren und den Angestellten erklären. Ausgerechnet er, der Leverkusen nie verlassen hat und nichts von großen Reden hält. Eine Urkunde und eine Schachtel Pralinen hat er ihm mitgegeben, für Galina Karpova, die Filialleiterin, offensichtlich eine Ex-Geliebte seines Chefs. Doch der Trip nach Sibirien steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Auf dem Flughafen in Novosibirsk angekommen, ist erst einmal Schluss, sein Anschlussflug wurde gecancelt, Erklärungen gibt es nicht und andere Lösungen offensichtlich auch nicht, meint Bleuel, ohne genau zu wissen, ob es an den Sprachschwierigkeiten oder an der russischen Mentalität liegt. Zufälligerweise trifft er einen alten Schulfreund, der mit ein paar Rubel extra Bleuel wieder auf den Weg bringt. Am Reiseziel in Kemerova angekommen, wartet bereits sein Dolmetscher Artjom auf ihn. Der junge Mann checkt schnell, was für eine Leuchte man ihnen da aus dem fernen Deutschland geschickt hat und bemüht sich im folgenden, Bleuels fehlendes Einfühlungsvermögen durch kreatives Übersetzen auszugleichen. Doch Bleuel eckt überall an, er hält eine ziemlich holprige Begrüßungsrede und bringt die Auszeichnung der Filialleiterin schnell hinter sich, um sogleich an diversen Zuständen in der Filiale herumzunörgeln. In den folgenden Tagen wird die Situation nicht besser, aber „zum Glück geht’s morgen wieder nach Hause“, denkt er sich, doch dann hört er auf einem Straßenfest zum ersten Mal in seinem Leben Kehlkopfgesang, vorgetragen von einer Schorin, einer geheimnisvoll-schönen Frau, die ihm Artjom anschließend unter dem Namen Sajana vorstellt. Die Sängerin scheint Gefallen zu finden an dem wie vom Donner gerührten Ausländer. Bleuel geht diese Begegnung jedenfalls nicht mehr aus dem Kopf. Als er schließlich schon am Flughafen ist, packt er all seinen Mut zusammen, lässt den Flug sausen und macht sich mit Artjom auf, seinem Glück hinterher zu reisen...

Eine Reise, die ihn nicht nur in die landschaftlich verwunschesten Ecken führt, sondern ihn auch bekannt macht mit den Gebräuchen der Schoren sowie dem Schamanentum. Sajana ist für Bleuel das Tor zu einer ihm gänzlich unbekannten Welt. Regisseur Ralf Huettner („Vincent will Meer”) hat den zugrunde liegenden Roman von Michael Ebmeyer kinogerecht umgesetzt und dabei Bilder und Orte gefunden, deren Schönheit man nicht zwangsläufig mit Sibirien verbindet. Außerdem kann er sich auf seinen Hauptdarsteller Joachim Krol verlassen, dem diese Rolle auf den Leib geschrieben scheint, er versteht es, den Zuschauer zu rühren, ohne je rührselig zu sein und erinnert an die Rolle des ‚Kipp’ aus „Wir können auch anders“, mit dem seine Karriere vor zwanzig Jahren begonnen hat.

(Kalle Somnitz - plb)

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