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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet
USA 2005, FSK 12
Regie: Liev Schreiber
Darsteller: Elijah Wood, Eugene Hutz, Boris Leskin, Laryssa Lauret, Jason Schwartzman

Dem allgemein als Schauspieler bekannten Liev Schreiber ("Scream", "Manchurian Candidate") ist ein eindrucksvoller Debutfilm gelungen. Basierend auf dem hoch gelobten gleichnamigen Roman Jonathan Safran Foers setzt er sich sensibel und klug mit Erinnerung und Identität auseinander. Ein Filmerlebnis, nach welchem man berührt und nachdenklich, keinesfalls verklärt, sondern erleuchtet, das Kino verlässt. Verloren wirkt die nach dem Autor benannte Figur Jonathan Safran Foer zwischen den gesammelten Überbleibseln seiner Familiengeschichte. Sorgsam, ängstlich gar, hat er jedes noch so unbedeutend erscheinende Relikt aus der Vergangenheit in transparente Tütchen gepackt und beschriftet. Die Wände des sonst leeren Zimmers sind bestückt mit Fragmenten, deren Sammlung in einem eigentümlich individuellen System geordnet ist. Eine Fotografie und eine in einem Bernsteinamulett eingefasste Heuschrecke sind die neuesten Errungenschaften, die Jonathan am Sterbebett seiner Großmutter erhalten hat und mit diesen beginnt seine Reise von den USA in die Ukraine auf der Suche nach der Vergangenheit seines Großvaters und letztlich seiner eigenen. Dort empfängt ihn eine zunächst überaus skurril wirkende Reiseagentur, bestehend aus dem redseligen Alex und seinem streitlustigen Großvater, der den Blinden spielt und daher auf seinen kläffenden Blindenhund besteht. Hier beginnt ein Roadmovie zu dem geheimnisvoll klingenden Ort Trachimbrod, den niemand zu kennen scheint. Im Laufe des Filmes offenbaren sich die fragilen Fäden, mit denen die Protagonisten untereinander und mit Trachimbrod verbunden sind. Und Schreiber lässt den Figuren ihre Zeit, denn die Zeit, die sie miteinander verbringen, enthüllt erst die Tragik in ihrer Existenz und mündet letztlich in Freundschaft und Zuneigung. Es sind stilisierte Figuren, ihre Marotten und Eigenheiten, das, was sie einzigartig macht und deshalb in der Erinnerung haften bleibt, werden fast überzeichnet dargestellt, aber stets mit liebevollem Blick. Filmisch bietet Schreiber lyrisches Attraktionskino, ohne jedoch zu übertreiben, immer bleibt das Augenmerk auf der vielschichtigen und tiefgründigen Geschichte. Der Film lebt von den verschiedenen Möglichkeiten des Erinnerns, die sich in poetischen Bildern manifestieren. Da ist einmal der anonyme Schriftsteller (erst gegen Ende wird klar, wer der Autor ist), der die Ereignisse aus seiner Erinnerung wiedergibt und in den handgeschriebenen Kapitelüberschriften sichtbar wird. Und innerhalb seiner Erzählung füllen die Erinnerungen der anderen weitere Lücken, wie auch die gesammelten Gegenstände, die auf Geschichten verweisen. Gleichzeitig setzt sich der Film aber auch mit dem Verleugnen von Vergangenheit auseinander und was es für den einzelnen bedeutet, wenn die eigene Vergangenheit aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht wird. Denn das Dorf Trachimbrod existiert nicht mehr und wurde vergessen.

(Alexandra Kaschek, playtime by biograph)

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