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A Most Violent Year

A Most Violent Year
USA 2014, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: J. C. Chandor
Darsteller: Oscar Isaac, Jessica Chastain, David Oyelowo
>> amostviolentyear.de/

Sein Debüt „Der große Crash“ sorgte auf der Berlinale für Furore und brachte J.C. Chandor zwei Oscar Nominierungen ein. Im Nachfolger „All is Lost“ schickte er Robert Redford in einer selten gesehenen One-Man-Show auf hohe See und auch sein dritter Streich ist ein Ausnahmefilm: „A Most Violent Year“ zerlegt den amerikanischen Traum auf denkbar eleganteste Weise und formuliert dabei das Genre des Gangster-Films neu, nicht ohne hintergründige Kritik an aktuellen neoliberalen Verhältnissen.

Im Winter 1981 befindet sich New York mitten im Höhepunkt seiner schlimmsten Phase von Gewaltdelikten, ebenso wie in einer fragilen Zeit des Umbruchs – unserer Gegenwart nicht unähnlich, in dem Sinne, dass die Grenzen zwischen Legitimität und Illegitimität immer weiter verwischen und moralische Fragen so variabel erscheinen wie die Wechselkurse der Börsen.

Wo fängt das Schuldbewusstsein an, wenn ein Unternehmen ein paar Steuern hinterzieht? Wie weit darf man gehen, um unliebsame Konkurrenz auf der Geschäftsebene auszuschalten?

Und was geschieht, wenn neue ethnische Gruppen plötzlich auf dem Markt auftauchen und ein Territorium markieren? All jene Fragen verhandelt Chandor ganz konkret in seiner Geschichte und lässt dabei viel Raum für große Themen und aktuelle Bezüge. Jene dreht sich um eine Firma, die Heizöl in New York City ausliefert. Chandor konzentriert sich auf Abel Morales, gespielt von Oscar Isaac („Inside Lleywn Davis“), der seinen Einfluss in jener Branche ausweiten will. Immer öfter werden seine Tank-Laster auf offener Straße überfallen und gekapert. Dass Rivalen hinter den Raubzügen stecken, kann der junge Unternehmer zwar nicht beweisen, doch er sagt es ihnen bei einem Treffen direkt ins Gesicht. Der ehrgeizige Einwanderer aus Südamerika und seine Frau haben große Pläne und setzen ihre ganze Hoffnung auf den American Dream.

Um jenen zu verwirklichen, entscheidet Morales sich für einen lukrativen aber harten Deal mit einer jüdischen Familie, der darauf hinausläuft, dass er 1,5 Millionen Dollar in dreißig Tagen auftreiben muss, oder er verliert auch seine Anzahlung. Die Szene, in der die Verkäufer Morales in ruhigem Ton auf die Risiken des Geschäftes hinweisen, die sein ganzen Leben in den Abgrund reißen könnten, ist nur ein Höhepunkt in einer hervorragend komponierten Inszenierung, die niemals ihre Glaubhaftigkeit verliert. Die Spannung entwickelt sich nicht aus klassischen Gangsterfilm Motiven heraus, sondern aus präzise gezeichneten Figuren und Konflikten, gepaart mit der schneidenden Atmosphäre des eiskalten New Yorker Winters. Als geschmackvoll gekleideter Geschäftsmann begibt sich Morales auf einen schmalen Grat zwischen dem unbedingten Wunsch nach Erfolg und dem Absinken in die Welt des Mobs, der sich bereits durch seine Ehe mit der Tochter eines Mafia Bosses ankündigt. Jessica Chastain liefert hier einen erneuten Beweis ihrer großen Wandelbarkeit und spielt Anna mit großem Charisma. Für sie stellt es kein Problem dar, sich als Gangster zu sehen, und obwohl ihr Mann noch lange auf seinen ehrenwerten Idealen besteht, zeigt sich schon bald, dass sie besser versteht wie die Welt funktioniert als er. Der unvermeidliche Zusammenbruch seiner Integrität fesselt bis zum Schluss, ebenso wie die intelligent und reduziert geplanten Verfolgungsjagden im Wettlauf mit der Zeit, die ohne die üblichen Explosionen des Hollywoodkinos auskommen.

Zusammen mit seinem Kameramann Bradford Young entwickelt Chandor eine urbane Atmosphäre, die in Gefühl und Textur an die besten Kriminaldramen von Sidney Lumet erinnert. Doch es ist vor allem dem großen Können seiner beiden Hauptdarsteller zu verdanken, das „A Most Violent Year“ zu einem frühen Höhepunkt des Jahres werden lässt.

(Silvia Bahl - biograph)

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