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A Hero – Die verlorene Ehe des Herrn Soltani

A Hero – Die verlorene Ehe des Herrn Soltani
Iran, Frankreich 2021, Laufzeit: 128 Min., FSK 12
Regie: Asghar Farhadi
Darsteller: Amir Jadidi, Mohsen Tanabandeh, Fereshteh Sadre Orafaee
>> www.neuevisionen.de/de/filme/a-hero-die-verlorene-ehre-des-herrn-soltani-117

Nach dem Berlinale-Gewinner DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT und DIE BALLADE VON DER WEISSEN KUH, der erst letzten Monat bei uns zu sehen war, kommt nun schon das nächste Highlight des iranischen Films in unsere Kinos. Das iranische Kino ist von den europäischen Festivals nicht mehr wegzudenken. Seit Jahrzehnten werden iranische Filme immer wieder ausgezeichnet. So auch Asghar Farhadi, dessen internationale Karriere nach dem Gewinn des Goldenen Bären für NADER UND SIMIN (2011) begann. Mit all seinen folgenden Filmen wurde er in den Wettbewerb in Cannes eingeladen und nach seinem ersten spanischsprachigen Film EVERYBODY KNOWS kehrt er nun zurück in sein Heimatland.

Merkwürdigerweise spielen viele iranische Filme im Gefängnis und auch A HERO beginnt hier, wo unser Protagonist Rahim zwei Tage Urlaub bekommt, um seine persönlichen Angelegenheit, deretwegen er im Gefängnis einsitzt, selbst zu regeln. Die Rückkehr in seine Heimat inszeniert Farhadi - als wäre es seine eigene - mit monumentalen Bildern von historischer Bedeutung. Sie führt uns nach Schiras in die Berge von Persepolis, wo die Könige des Achämenidenreichs begraben liegen. Rahim klettert auf einer halsbrecherischen Tour die mit Seilen befestigten Gerüste an den Felsen hoch. Es scheint in jeder Hinsicht ein Ort des Todes zu sein, wo er am Ende auf seinen freundlichen Schwager trifft, der hier mit Restaurationsarbeiten beschäftigt ist.
Gemeinsam besprechen sie die Möglichkeiten, wie er die alten Schulden zurückzahlen kann, die ihn ins Gefängnis gebracht haben. Sein Gläubiger ist Bahram, ein weiterer Schwager, mit dessen Schwester er einmal verheiratet war. Er ist von Bosheit getrieben, kleinlich und immer darauf aus, Rahims Ruf zu zerstören. Ihn zu besänftigen ist der gemeinsame Plan, an dem auch seine Schwester, sein Sohn und seine Geliebte Farkhondeh mitwirken, in der Hoffnung, dass er bald aus dem Gefängnis freikommt und endlich heiraten kann.
Farkhondeh findet im Bus eine Handtasche mit 17 Goldmünzen. Gemeinsam versuchen sie, sie bei einem Händler zu Geld zu machen, aber als der keinen adäquaten Preis zahlen will, kommt Rahim auf eine bessere Idee, den Fund Vorteil bringend einzusetzen. Er meldet sich als ehrlicher Finder bei der Polizei, was eine überraschende Resonanz nach sich zieht. Die sozialen Medien greifen die Geschichte begierig auf, eine Charity-Organisation sammelt Geld für ihn, damit er seine Schulden begleichen kann und die Gefängnisleitung vermittelt ihm ein Fernsehinterview, das dokumentieren soll, dass sie aus den Inhaftierten moralisch integre Menschen machen. Allein der Fernsehredakteur und sein Gläubiger glauben nicht an seine Wandlung vom Saulus zum Paulus, und als tatsächlich Zweifel an seiner Geschichte aufkommen, drohen alle ihr Gesicht zu verlieren.
Asghar Farhadis Film ist ein kraftvolles Plädoyer für das Gute im Menschen und zugleich eine erschütternde Bestandsaufnahme einer Gesellschaft, die genau so schnell Heldenbilder erschafft wie sie bereit ist, diese wieder zu zerstören. Es geht um Ehre und Ehrlichkeit, wobei diesmal neben den Familienzwistigkeiten auch die Social Media ein ordentliches Wort mitreden. Das macht es dann selbst im sonst so moralisch klaren iranischen Film schwierig, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.

(Kalle Somnitz)

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