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7 Jungfrauen
Spanien 2005, Laufzeit: 86 Min.
Regie: Alberto Rodriguez
Darsteller: Juan Jose Ballesta, Jesus Carroza, Vicente Romero, Alba Rodriguez, Julian Villagran, Manolo Solo, Ana Wagener, Maite Sandoval

Tano, der für die Hochzeit seines Bruders Santacana zwei Tage Freigang von der Besserungsanstalt bekommt, lechzt nach dem wahren Leben. Auf die Warnungen des Bruders, sich nicht auf krumme Geschäfte einzulassen, reagiert er nur beiläufig. Vielmehr will er Partys, Mädchen und eine Freiheit, die ihm sonst nicht gewährt ist. In glühenden Cinemascope-Bildern und mit heißen Rhythmen begleitet, erzählt Alberto Rodriguez eine Geschichte über jugendliche Außenseiter und deren halbstarke Versuche ihren Platz im Leben zu finden. Erbarmungslos brennt die Sonne hernieder im andalusischen Sevilla und die Vorstadt liegt im tiefen Dunst der Hoffnungslosigkeit ihrer Bewohner. Deprimierende Bauten, schmutzige Straßen, all dies mag nicht so recht an die Postkartenmotive eines Spaniens erinnern, die gemeinhin die Vorstellung von mediterranem Flair prägen. Doch diese Außenbezirke, wie das Barrio sind ebenso Realität wie die Perspektivlosigkeit der dort lebenden Menschen. Tano und sein bester Freund Richi kennen dieses Gefühl nur zu gut und das obwohl sie gerade erst auf der Schwelle des Erwachsenwerdens stehen. Die Freundschaft der beiden Jugendlichen jedoch schweißt sie zusammen wie Brüder und der gegenseitige Einfluss den sie aufeinander ausüben, ist daher auch viel stärker, als gut gemeinte Ratschläge der eigentlichen Familie. Richi hat sich ohnehin schon von der Seinen distanziert. Er zieht durch die Straßen dreht kleine, krumme Dinger und zieht Tano schließlich wieder mit hinein in den Strudel der Gaunereien. Je mehr dieser sich zunächst auch daraus hinaushalten will, um seine zu verbüßende Strafe nicht zu verlängern, desto stärker brodelt es in seinem Innern. Schließlich kennt das Leben in der Vorstadt kein Erbarmen mit den Schwachen und als dann auch noch die rivalisierende Gang die Eigene ins Visier nimmt, bricht all die aufgestaute Wut aus ihm heraus. Triste Ansichten vor pulsierendem Hintergrund, eingefangen in Cinemascope-Bildern, die die sommerlich Glut für den Zuschauer spürbar machen, dies ist nur ein Stilmittel der Erzählung, die packend unter die Haut geht. Alberto Rodriguez, selber ein Kind der Stadt Sevilla beschreibt nicht vom Hören-Sagen sondern ist tief verwurzelt im Barrio und weiß folglich wovon er berichtet. Gerade deshalb wirkt die Geschichte auch so real. Hier werden die Dinge nicht schön geredet, noch die Ghetto Kids vor Mitleid entmündigt, vielmehr wird unverblümt gezeigt, was allzu gerne als Dilemma einer vermeintlich gesichtlosen Gesellschaftsschicht abgetan wird. Der Regisseur erhebt dabei aber keineswegs den moralischen Zeigefinger, sondern erzählt eine Geschichte von und mit den Menschen, deren harten Alltag, aber auch deren Träume. Überraschend gut sind die jungen Darsteller, die im Vorfeld, bis auf Juan José Ballesta, noch über keinerlei Kameraerfahrung verfügten. Schlichtweg überragend jedoch sind die Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Wenn Ballesta als Tano übermütig Sprüche klopft und dann mit rührend kindlichem Gesicht die Freundin anhimmelt, und wenn Newcomer Jesús Carroza als Richi sich scheinbar ungerührt durchschlägt und plötzlich Unsicherheit aufflackern lässt, sind dies Momente großer Schauspielkunst. "7 Jungfrauen", einer der diesjährigen Überraschungserfolge in Spanien kommt nun auch hierzulande in die Kinos und zeigt, dass der spanische Film weit mehr als Vorzeigeregisseur Almodovar zu bieten hat.

(Mathias Bornemann, playtime by biograph)

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