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Der Räuber Hotzenplotz (2006)

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Naturbelassen

20.03.2006

Eine Verbrecherjagd, wie sie im Buche (von Otfried Preußler) steht. Also mit Kasperl, Seppl und Hotzenplotz, und ohne Handy, SMS oder Hot Spots. Das war beispielsweise bei der letzten Neuverfilmung von Kästners ?Emil und die Detektive? anders, als die Geschichte aus den 1920ern in die funkende und piepsende Gegenwart verpflanzt wurde. Diese Art von Modernisierung gibt der Hotzenplotz-Stoff nicht her, und das hat dem Film durchaus nicht geschadet. Hier erinnern Atmosphäre und Ausstattung eher an das ?Königlich Bayrische Amtsgericht? (ein Hinweis für die älteren unter uns). Nur dass Piet Klocke den Wachtmeister Dimpfelmoser so anlegt, als ob er eine seiner Bühnenfiguren wäre, und die haben?s nun mal nicht so mit (Bier-)Ruhe und Gemütlichkeit.

Alles in allem profitiert der Film aber gerade von seiner illustren Besetzung. Armin Rohde überzeugt als leicht verrückter, grimassierender und brummelnder Schrat in der Titelrolle (und als Sänger im Abspann), der Zauberer Petrosilius Zwackelmann ist ein gefundenes Fressen für Hörbuch-Star Rufus Beck, um sein ganzes Register an Tonlagen zum Einsatz zu bringen. Nach seinem Verschwinden ist allerdings etwas die Luft raus aus diesem ?Hotzenplotz?, der gleichwohl unterm Strich besser abschneidet als man es von einem Ballermann-erprobten Regisseur erwartet hätte.

Es wäre interessant, zum Vergleich die 1973er Version mit Gert Fröbe als Hotzenplotz und Josef Meinrad als Zwackelmann noch einmal zu sehen. Man neigt ja gelegentlich dazu, ältere Filme zu verklären, aber ich muss gestehen, dass ich in meinem Gedächtnis vergeblich nach irgendwelchen Bildern aus diesem ersten ?Hotzenplotz? gekramt habe. Muss wohl altersbedingt sein.

Hudsucker - Der große Sprung

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Wer heißt bloß Hudsucker oder Mussburger?

20.03.2006

Trotz ihrer inzwischen kanonisierten Meisterwerke immer noch mein liebster Coens-Film, diese überdrehte Kapitalismus-Komödie im Sound der Schnellsprech-Dialoge aus den 30er/40er-Klassikern, die mit ihrem visuellen Stil und Witz gleichwohl eindeutig als ?Coen? zu identifizieren ist. Jennifer Jason Leigh, bis dato als Spezialistin für schwierige, leicht ver- bist ziemlich gestörte Frauenfiguren bekannt, ist hier als schlagfertige Reporterin einfach zum Anbeißen; man fragt sich nur, warum sie nicht öfter ähnliche Rollen gespielt hat. Tim Robbins, vorher in zwei Altman-Filmen eindrucksvoll als Ekelpaket eingeführt, macht den Trottel, dass es nur so eine Art hat. Diesen Film als reines Zitate Raten und Zuordnen zu betrachten, würde ihm (und seinen Hauptdarstellern) nicht gerecht werden. Dann lieber Mr Deeds, Hildy Johnson und wie sie alle heißen noch mal komplett im Original anschauen. Und man dürfte am Ende zu dem Ergebnis kommen, dass die Coens sich mit ?The Hudsucker Proxy? als würdige Nachfolger von Capra, Hawks, Sturges & Co. erwiesen haben.

Requiem

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Sympathie für eine arme Teufelin

13.03.2006

Ohne das hervorragende Ensemble herabwürdigen zu wollen: das ist Sandra Hüllers Film. Es gibt Szenen, bei denen man im Kinosessel regelrecht paralysiert wird von ihrer Präsenz und ihrem extrem intensiven Schauspiel. Und dafür braucht?s auch keinen Spider-Walk und keine grün-glibbrigen Ausscheidungen wie einst bei Linda Blair in ?The Exorcist?. Mit dieser Art von filmischem Exorzismus hat Hans-Christian Schmids Film nichts zu tun. Was wir sehen, ist das Drama einer durchaus lebensfrohen jungen Frau, die zerrissen ist zwischen einem offensichtlich tief empfundenen, aber eben auch anerzogenen Glauben und dem Bedürfnis, ihrem Freiheitsdrang nachzugeben und sich dem Einfluss ihrer strenggläubigen Mutter zu entziehen.

Das allein würde nicht unbedingt ausreichend Konfliktstoff für einen Film hergeben, doch Michaela (Sandra Hüller) ist offensichtlich psychisch krank: Sie hört Stimmen und hat Anfälle. Und wenn ?es? dann aus ihr herausbricht, kann sie keine religiösen Symbole wie Kreuz oder Rosenkranz mehr berühren. Die genauen Ursachen ihrer Krankheit können medizinisch nicht lokalisiert und offenbar nur unzureichend behandelt werden. Dafür weiß ein junger Gottesmann, wie man mit so etwas umzugehen hat: Der Teufel im Leib kann nicht therapiert, nur exorziert werden. Das versucht er denn auch, in höchstbischöflichem Auftrag und mit Unterstützung eines älteren Kollegen. Was folgt, ist das tragische Ende der jungen Frau, die schließlich an Unterernährung und Entkräftung stirbt.

Dabei wollte es allerdings das Gericht in der wahren Geschichte, auf die ?Requiem? sich bezieht, nicht einfach so bewenden lassen. Priester und Eltern wurden wegen unterlassener Hilfeleistung zu Bewährungsstrafen verurteilt

Mit dem Exorzismus ist es damit allerdings noch lange nicht vorbei. Wie kürzlich zu lesen war, hat der neue oberste Zeremonienmeister in Rom diese Praktiken grundsätzlich abgesegnet und lässt in Seminaren weiter Fachleute für Teufelsaustreibungen ausbilden.

Good night, and Good Luck

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Staatsbürgerkunde

07.03.2006

Ein Lehrfilm über Meinungsfreiheit, politischen Journalismus und eine Lichtgestalt namens Edward R. Murrow, der mit seiner Fernsehsendung ?See it Now? wesentlich dazu beitrug, die Machenschaften des berüchtigten Senators Joseph McCarthy in den 50ern zu stoppen, getragen von einem überzeugenden Hauptdarsteller (David Strathairn) und einem namhaften Ensemble um Regisseur George Clooney. Und ein Aufklärungsfilm über und für das heutige Amerika, das Clooney ganz offensichtlich frappierend an die Zustände der McCarthy-Ära erinnert. ?Good Night, and Good Luck? fährt dabei eine Fülle von Namen, Daten und Fakten auf; lange Dialoge und Monologe dominieren den Film und verlangen dem Zuschauer einiges an Konzentration ab. Doch wenn?s der Wahrheitsfindung dienlich ist...

Clooney hat hier einen eminent politischen Film vorgelegt, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält, aber auch die Mechanismen zeigt, mit denen Meinung gemacht ? oder verhindert ? wird. Das ist bisweilen anstrengend, aber durchaus lohnend und spannend.


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Ausführliche Besprechung: www.dernamederseite.de

Brokeback Mountain

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Even gay cowboys get the blues

07.03.2006

Was ist nicht für ein Bohei gemacht worden um diesen Film. Seit Monaten schon konnte man landauf, landab hören und lesen, dass ?Brokeback Mountain? d a s Kino-Ereignis der Saison sei. Ein ähnliches Ballyhoo um einen Film von Ang Lee hatte es auch vor fünf Jahren schon mal gegeben, als ?Tiger & Dragon? in die Kinos kam. Außer dank damals neuester Filmtechnik scheinbar schwerelosen Kung-Fu-Kämpen und einer Göre, die Cyrano de Bergerac-mäßig Verse aufsagt, während sie ihre Gegner zerlegt, ist mir von diesem Streifen nicht viel in Erinnerung geblieben. Ganz zu schweigen von anderen, nicht von Ang Lee gedrehten Filmen, die in den letzten Jahren von Jubelarien begleitet ins Kino kamen und schnell unter der Rubrik ?Gesehen ? und schon wieder vergessen? abgehakt werden konnten. So hatte der ganze Trubel immerhin ein Gutes: Man ging ohne große Erwartungen in ?Brokeback Mountain?.

Und wird ? wie das halt so ist ? nicht nur nicht enttäuscht, sondern sogar angenehm überrascht. Der Film ist tatsächlich spannend und trotz zweieinviertel Stunden Laufzeit kein bisschen langweilig. Heath Ledger und Jake Gyllenhaal geben das Drama um die gut zwanzig Jahre währende verbotene Liebe im Großen und Ganzen überzeugend, die Ausstattung ist sorgfältig, die Musik über weite Strecken unaufdringlich effektiv, Kameramann Rodrigo Pietro findet sowohl für ausgedehnte Landschaften als auch kammerspielartig enge Räume und ausdrucksvolle Gesichter die jeweils passenden Bilder.

Abgesehen vom weiten Land hat ?Brokeback Mountain? mit den klassischen Western allerdings nicht so viel zu tun. Doch macht sich die Ankündigung eines schwulen Westerns werbestrategisch natürlich ziemlich gut: Schwul und Western, das ist der denkbar größte Gegensatz, ?woll? Und was würde John Wayne wohl dazu sagen? Vor Wut mit seinen Cowboystiefeln die Leinwand zertreten und anschließend Ang Lee, Heath Ledger und Jake Gyllenhaal teeren und federn? Man muss wohl annehmen, dass es so wäre, wenn man sich die wenigen wirklich brutalen Szenen aus ?Brokeback Mountain? noch einmal vor Augen führt, in denen Homosexualität mit Hass und Gewalt begegnet wird.

Toleranz war und ist eben nicht eine der leichtesten Übungen. Und wird es wohl auch nie werden: Inzwischen sind von Schwulen und Lesben wieder häufiger Klagen über aggressive Ablehnung und Ausgrenzung zu lesen und zu hören. Wenn das so ist, hat Ang Lee in einer Zeit, wo allenthalben Frontstellungen ?Wir gegen die? aufgebaut und medial verstärkt werden, vielleicht gerade den richtigen Film gedreht. Allerdings haben solche über den Film und sein Thema hinausweisenden Deutungen mit Lees eigener Sicht der Dinge wenig zu tun: ?Für mich ist das einfach eine Liebesgeschichte. So musste ich der Materie ? Homosexualität ? treu bleiben, aber der Rest ist eine Liebesgeschichte und damit universell.? (Der Regisseur im Interview mit der ?Frankfurter Rundschau?, 4.3.06)

Caché

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Erklärung unbekannt

27.01.2006

Beim Hinausgehen sagt einer der Kinobesucher zu seiner Begleiterin: ?Ach, du hast den Film auch nicht verstanden?? Keine Sorge um den eigenen Verstand, wahrscheinlich ist es genau das, was Michael Haneke mit ?Caché? bezwecken wollte: Verwirrung und Verstörung stiften. So, wie im Film Georges (Daniel Auteuil) und Anne (Juliette Binoche) von einem Unbekannten mit Videos und Telefonanrufen schwerst verunsichert und in ihrem Verhalten manipuliert werden, so versucht Haneke den Zuschauer zu manipulieren, indem er dessen Erwartungshaltung nach einer irgendwie schlüssigen Erklärung für das verrätselte Geschehen auf der Leinwand konsequent unterläuft und ihm die Auflösung schuldig bleibt. Aber kann es hier überhaupt irgendeine ?schlüssige? Erklärung geben? Ich glaube nicht, und ich glaube auch nicht, dass Haneke daran überhaupt interessiert ist. Sein Ziel scheint vielmehr erreicht, wenn Zuschauer unzufrieden und in schlechter Laune nach Hause gehen, nachdem er ihnen vorher ein gepflegtes Feel-Bad-Movie verabreicht hat. Und da lässt der Regisseur sich nicht lumpen, das Filmhandwerk beherrscht er bekanntlich. Zum Beispiel schneidet er gern brutal: Erst das Tempo rausnehmen und lange in einer Einstellung verweilen ? so dass man für die spätere Besprechung des Films schon die ?gelegentlichen Längen? im Kopf notiert hat ?, um dann unvermittelt die Szene zu wechseln und das Blut spritzen zu lassen. So gelingt es ihm tatsächlich, auch mit Hilfe überzeugend verunsichert dargestellter Hauptfiguren, die Spannung über fast zwei Stunden Laufzeit aufrechtzuerhalten ? und sie dem Zuschauer unaufgelöst mit auf den Heimweg zu geben.

Doch eine solche Stimmung kann sich auch gegen ihren Verursacher wenden. Was bei ?Code unbekannt? und insbesondere der ?Klavierspielerin? noch vorzüglich funktioniert hatte, hinterlässt hier einen üblen Nachgeschmack. Dieses Mal hat Haneke bei seinem genüsslichen Spiel mit Schuld, Verdrängung, Verunsicherung, Ver- und Zerstörung die Schraube überdreht. ?Caché? hat, bei aller Raffinesse, in seiner kühl-kalkulierten Machart und ebensolchen Verweigerungshaltung etwas gleichermaßen Abstoßendes wie Anmaßendes.

Und damit bin ich ihm schon wieder in die Falle gegangen, denn eine solche Reaktion ist ja im Grunde genommen das, was Haneke beabsichtigt hatte, gell? Nur: Filme von Regisseuren, die glauben, dass sie ihr Publikum permanent wie einen Tanzbär am Nasenring führen können, will irgendwann niemand mehr sehen. Doch halt, in diesem Moment hätte der große Filmemacher gegenüber dem dämlichen Publikum und dessen kindischer Suche nach Erklärungen ja erst recht Recht behalten, nicht wahr?!

Damit wir uns nicht missverstehen: Grundsätzlich muss ein Film überhaupt nichts erklären. Er sollte dann allerdings auch nicht fast zwei Stunden lang so tun, als ob er es täte.

Stummfilm

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Bang! You?re dead!

22.01.2006

Stummfilm-Fans, die jeden Sommer zur Bonner Universität pilgern, um dort open air Filmklassiker und obskure Ausgrabungen mit Live-Musik zu erleben, müssen nicht mehr das ganze Jahr darauf warten. In Köln gibt es seit November 2005 im Kinosaal des Museum Ludwig einmal monatlich ein ?Silent Movie Theatre?, das der Filmkritiker Daniel Kothenschulte ins Leben gerufen hat.

Im Mittelpunkt des Programms vom letzten Freitag (20.2.06) stand das klassische US-amerikanische Genre, der Western. Nach einer launigen Einführung von Kothenschulte, der übrigens in Personalunion auch noch Kasse, Getränkeverpflegung und Klavierbegleitung besorgt, war zunächst der Ur-Western ?The great train robbery? aus dem Jahr 1903 zu sehen. Mit hölzerner Schauspielerei, die so knirscht, dass es schon wieder lustig ist, und einer Einstellung, die wohl jeder aus den ?Western von gestern? im Fernsehen kennt: Der Pistolenschuss in die Kamera und ins Publikum.

Anschließend wurden Western-Kurzfilme aus einer in einem Nachlass in den USA gefunden Rolle gezeigt. Der Star dieser Streifen heißt William S. Hart, ein früher Prototyp des Unglücksraben, der nie das Mädchen abkriegt ? sozusagen ein filmischer Ahne von Jack Lemmon ? , aber ehrlich, aufrecht und ?Every inch a man? ist.

Zwischen den Filmen eingestreute zeitgenössische Wochenschau-Schnipsel brachten noch einmal Promis wie Theodore Roosevelt, ?Buffalo Bill? William Cody, Enrico Caruso, die Gebrüder Wright und auch den hiesigen Kaiser Wilhelm Zwo auf die Leinwand, nebst Szenen aus dem amerikanischen Alltag von Anfang des letzten Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg. Angesichts der zunehmenden Gewalt und Gier dieser Zeit steht am Schluss des Zusammenschnitts auf einem Titel die Frage geschrieben ?Was wird die Zukunft bringen?, gefolgt von einem bildfüllenden Fragezeichen. Zukunftsangst und ihre effektvolle Visualisierung ist also keineswegs eine exklusive Erscheinung des beginnenden 21. Jahrhunderts. Und historische Wochenschauen sind immer noch eindrucksvoller als jede ?Living History?.

Das cineastische Schmankerl kam dann, wie es sich gehört, zum Schluss: Buster Keaton in ?Go West?. Den muss man gesehen haben. Das perfekt choreografierte Chaos, das ?Cowboy? Keaton mit Kuh Georgina und einer tausendköpfigen Rinderherde in den Straßen und Geschäften von Los Angeles anrichtet, ist immer noch zum Schreien komisch. Alles on location, (fast) ohne Tricks, Netz und doppelten Boden ? fantastisch! Solchen Slapstick und solche Gags mit Viechern kann man heute kaum noch bringen; Keatons Film verdeutlicht mit Nachdruck, dass die Originale einfach unschlagbar sind.

Starker Schlussapplaus für Film und Kritiker.

Sommer vorm Balkon

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Summertime Blues

04.01.2006

Der Mann hat ein phänomenales Gespür dafür, wie man Pointen mit dem richtigen Timing, vor allem wohl dosierten Kunstpausen, setzt. Kaum eine Szene gerät zu lang, und fast immer findet er den passenden Abschluss. Er hat außerdem einen Blick fürs Detail und ist in der Lage, glaubwürdig Stimmung und Atmosphäre zu kreieren. Großstadtflair hat der Teil von Berlin, in dem wir uns in ?Sommer vorm Balkon? befinden, nicht. Das ist eher der Lokalkolorit der Provinz, der auch der ?Kleine-Leute?-Geschichte, die hier erzählt wird, viel eher entspricht. Dazu gesellt sich eine Auswahl an Siebziger-Jahre-Schlagern, die einem das Fürchten lehren kann, all das Zeug, das inzwischen vielerorts zu Kult-Ehren gekommen ist: Costa Cordalis, Marianne Rosenberg, Hoffmann & Hoffmann, Nana Mouskouri, etc... aber immer passgenau angespielt (und gottlob auch immer zur rechten Zeit ausgeblendet). Nimmt man schließlich noch die durchweg ausgezeichnet geführten Darsteller, hat Andreas Dresen einmal mehr alles richtig gemacht.

Bei solchen Lobhudeleien für Regisseure unterschlägt man gerne mal die Namen der Drehbuchautoren. Dessen will ich mich hier nicht schuldig machen. Schließlich muss ja einer die Geschichte und die ganzen witzigen Einzeiler erfunden haben. Er heißt Wolfgang Kohlhaase, und hat dafür auch schon völlig zu Recht einen Preis bekommen (Internationales Filmfestival San Sebastian 2005).

Stilistisch am ehesten mit ?Halbe Treppe? zu vergleichen, hält ?Sommer vorm Balkon? die Balance zwischen lakonischen und wahrlich zwerchfellerschütternden Pointen auf der einen Seite und einer ? in Ermangelung eines besseren Wortes ? ?realistischen? Geschichte über Freundschaft, Liebe und andere prekäre Beziehungen auf der anderen Seite. Mal komisch, mal dramatisch sind die Szenen aus dem Alltag der beiden Hauptfiguren Nike und Katrin, die eine Altenpflegerin, die andere arbeitslose alleinerziehende Mutter. Genug Stoff für abendliche, von Wein und Wodka flankierte Gespräche auf Nikes Balkon. Und wenn der letzte im Film gesprochene Satz ?So ist das Leben? lautet, ist es nur konsequent und ehrlich, direkt im Anschluss und vor dem Abspann noch eine Tafel einzublenden mit den Worten ?Und so weiter...?. Solch eine Geschichte kann keinen ?richtigen? Schluss haben. Einen filmischen schon, die gerne genutzte ?Klammer? führt uns wieder an den Ausgangspunkt aufm Balkon zurück. Aber dazwischen ist jede Menge passiert, das den Kinobesuch lohnt. Nur in der letzten halben Stunde zerfranst ?Sommer vorm Balkon? ein klein wenig, was möglicherweise auch dem Bemühen geschuldet ist, die potenziell dramatischen Folgen der Trinkfreudigkeit seiner Hauptfiguren nicht zu sehr komödiantisch herunterzuspielen.

Das schmälert aber in keiner Weise die Leistungen von Inka Friedrich, Nadja Uhl und Andreas Schmidt. Eine derart gelungene Karikatur (nicht: Knallcharge) von einem Macho-Pascha, wie sie Schmidt hier als LKW-Fahrer Ronald abliefert, habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Uhl und Friedrich geben die beiden Freundinnen Nike und Katrin mit ihren kleineren und größeren Problemen rundum überzeugend, sie verschwinden quasi hinter ihren Rollen. Wäre man zufällig in der Berliner Gegend unterwegs, in der dieser Film spielt, würde man erwarten, den beiden an der nächsten Ecke über den Weg zu laufen. Und in ihrer Stammkneipe sitzt derweil Axel Prahl im Blaumann und zischt wortlos ein Bierchen.

Lawrence von Arabien

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Anketten

04.01.2006

?ist eine prima Idee! Solide Ketten könnte man bestimmt preisgünstig bei Bürgerinitiativen in Ahaus und Gorleben erwerben oder auch leasen, schließlich brauchen die sie ja nicht das ganze Jahr über.

P.S. Danke für die Aufklärung bezüglich 70-mm-Projektoren!

Lawrence von Arabien

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Unverwüstlich

03.01.2006

Die Größe dieses Meisterwerks lässt sich besonders gut erkennen, wenn man ziemlich wenig erkennen kann, weil man es auf einem besch... kleinen Fernsehbildschirm gucken muss. Und trotzdem ist die Wucht dieses Films immer noch so gewaltig, dass er einen dreieinhalb Stunden gebannt vor der Mini-Glotze hält. Hervorragende Schauspieler, die eine Lektion in Geschichte, Politik und Psychologie vermitteln, tun ihren Teil dazu. Aber natürlich gehört ?Lawrence of Arabia? unbedingt auf die größte verfügbare Leinwand und braucht den bestmöglichen Klang, damit ja nichts verloren geht von den fantastischen Wüstenbildern und Maurice Jarres kongenialer Musik...wer macht?s und zeigt ?Lawrence? mal wieder im Kino?

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