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Es gibt 266 Beiträge von Matt513

Feuerwerk am helllichten Tage

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Einen Goldenen Bären aufgebunden

27.07.2014

Auf den Film hatte ich große Hoffnungen gesetzt. Rein visuell kann Yi'nan Diao den Zuschauer durch teils unerwartete Ansichten des modernen China ein Stück weit mitnehmen. Dagegen nicht gelungen sind manche Stilelemente, bei denen das westliche Kino recht effektiv ist.

Trotz der eingeblendeten Jahreszahlen ist der Zeitsprung aus Sicht des Erzählflußes unverständlich. Zum einen wäre der Film auch gut ohne ausgekommen und zum anderen ist die ohnehin nicht prägnante Hauptfigur mit Schnauzbart und 25 Kilo mehr auf den Rippen kaum noch wiedererkennbar. Habe ich dann glatt übersehen. Ich bitte dafür um Verständnis; auch die chinesischen Namen sind mir einer wie der andere. Auf dem Weg durch die mäßig spannende Handlung gibt es manche Länge, was ich dem ebenso mäßig gelungenen Drehbuch zuschreibe. Unglaublich, daß daran 10 Jahre gearbeitet wurde. Es gibt Filme, deren Plot durch einen Monolog sinnvollerweise aufgelöst wird. Der eines Hercule Poirot z.B. macht regelmäßig Sinn, weil die Klassiker von Agatha Christie derart mit Verdächtigen gespickt sind, daß der Zuschauer diese Auflösung dankbar annimmt. Dieser Film hier jedoch steuert auf ein vorhersehbares Ende zu, bedarf dann aber trotzdem noch einer solchen Auflösung.

Manch früher Regieeinfall ist wirklich gut und macht Hoffnung auf ein Kinoerlebnis der anderen, erfrischenden Art. Aber insgesamt geht hier vieles ins Leere. Wofür hat der Film den Goldenen Bären gewonnen? Was bleibt ist die Melancholie winterlicher Nachtaufnahmen im Neonlicht, die Vermutung großer Einsamkeit der Menschen im bevölkerungsreichsten Land der Erde.

Fitzcarraldo

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Sein eigener Opernbau im Dschungel

27.07.2014

Daß es einen Fitzcarrald wirklich gab – geschenkt wie die Tatsache, daß er im Dschungel ein Schiff (zerlegt und erfolgreich) über Land schaffen ließ. Nee, nach Ansicht von Fitzcarraldo muß man sich vielmehr fragen, ob dort wirklich nur ein verrückter Verehrer des großen Caruso zu sehen ist, den seine Vision eines Opernhauses mitten im Dschungel durch denselben treibt – oder nicht auch in Teilen Herzog selbst. Allen Widrigkeiten zum Trotz glaubte er an seine filmische Vision, setzte sie durch, was in einem wunderbar physischen Film resultierte, der so heute, wo für jeden Firlefanz gleich der Computer angeworfen wird, nicht mehr denkbar wäre. Dafür gebührt ihm großer Dank.

Halb fertig, mußte der Film noch einmal komplett neu gedreht werden, weil Haupt- und Nebendarsteller ausschieden. So kam Kinski aufs Set. Den kann man mögen oder nicht, aber Filme gewinnen durch ihn so eine gewisse schauspielerische Wucht. So auch hier. Sein launisches Wesen indes erschwerte die Produktion immens. Kinski auf der Leinwand ist nie nur die Figur, sondern immer auch er selbst. So wie sein Schiff im Film eine neue Galionsfigur erhält, wird er selbst mit seinen irrlichternden blauen Augen die neue Galionsfigur, ein Symbol für den Irrwitz der ganzen Unternehmung im Urwald.

Endlich ist man am vorläufigen Ziel der Reise angekommen, wo das Schiff über den Berg muß. Herzog hatte große Widerstände bei den Produzenten zu überwinden, die hierfür ein Modell präferiert hätten. Danke dafür! Die Flußfahrt sowie der Transfer über Land - visuell gelingt Herzog hier eine Melange aus Apocalypse Now und Powaqqatsi. Eine Symphonie in Matsch. Eine Maschinerie, dem Bau von Pyramiden angemessen. Im Vorspann dankte Herzog den beteiligten Urwald-Indianern (sollten sie das hier lesen, ich schließe mich dem voll und ganz an), die sich hier unglaublich reinknien. Das kann man so nicht mimen. Sie verrichten hier sehr harte körperliche Arbeit. Begreift man das Filmgeschäft als kunstschaffenden Prozeß, muß man fragen, was man eingeborenen Menschen als Komparsen zumuten darf, damit Kunst entsteht. Man ist buchstäblich bei ihnen, bis zu den Knöcheln in der klebrigen Erde. Bei allem Schweiß und manchem Unglück beim Dreh, was Herzog auch in die Kritik brachte, das wirkt im Ergebnis einfach atemberaubend und grandios. Ein Zeugnis einer ‚versunkenen‘ Epoche, die in den Programmkinos konserviert wird, in der solche Verrücktheiten im Film einfach gewagt wurden.

Außer Atem

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Anarchisch, rebellisch, voller Esprit

23.07.2014

Godards emblematischer Film ist Anarchie. Die Abkehr vom tradierten, als langweilig empfundenen Erzählkino, für die Truffaut sich stark gemacht hatte. Die Emanzipation des Regisseurs vom starren Korsett des Drehbuchs, der Aufbruch zu neuen kreativen Ufern. Die zahllosen Kontinuitätssprünge. Der improvisierte Dreh in der Öffentlichkeit, wovon die vielen in die Kamera stierenden Passanten zeugen. Überhaupt die Handkamera. Die rastlose, sozial unverträgliche Schnodderschnauze Michel, die ständig verbale Schlupflöcher auslotet. Die Halbwelt-Attitüde, für nichts, bloß gemeinsam gegen die Obrigkeit zu sein, vertreten durch die Schnüffler der Gendarmerie. Das Kreisen der Handlung um vermeintlich Belangloses, das Erheben desselben zu einer eigenständigen Kunstform.

Außer Atem wirkt wie ausgeschnitten aus einem anderen Film, beginnt und endet im narrativen Irgendwo und manifestiert doch so deutlich das rebellische Gefühl einer Nachkriegsgeneration, die sich nicht wie ihre Eltern festlegen lassen, sondern vor allem erstmal leben, sich fühlen wollte. Elemente des Film noir sind erkennbar; dabei allerdings ist Michel ein Verlierer, den die Handlung vor sich hertreibt. Es ist auch die Konfrontation alte gegen neue Welt, letztere vertreten durch Patricia, die, obschon sie bereits den Pariser Esprit atmet, noch dem konventionellen Karrierestreben verhaftet ist, im Gegensatz zu Michel, dessen Attitüde nihilistisch geprägt ist, fast die eines europäischen Intellektuellen. Genau durch diese zwei Positionen wird sein Schicksal entschieden. Godard rundet den Film durch Patricias Interview mit dem Schriftsteller, gemimt von Jean-Pierre Melville, einem geistigen Vorbild der Nouvelle Vague.

Der Film berauscht vor allem durch das eingefangene zeitgenössische Lebensgefühl, etwas was das in Teilen vielleicht spannendere Remake für mich schuldig bleibt.

Das siebente Siegel

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Leben, Glaube und der Tod

16.07.2014

Bergmans ambivalentes Meisterwerk überdauert die Zeit und wirkt dank seiner metaphysischen Anlage noch immer aktuell. Die Erkenntnis, das irdische Dasein sei sinnlos und dereinst nur der Tod sicher, kann durchaus auch im Kontext einer sinn- und wertentleerten Konsumgesellschaft gelesen werden. Wer hat dies in dunklen Momenten nicht schon mal so für sich formuliert? Sie treibt auch Ritter Block um, der desillusioniert von den Kreuzzügen zurückkehrt, nur um die Heimat von der Pest verheert vorzufinden. Er ringt mit sich in Grenzbereichen seines Glaubens – wie kann man an Gott glauben, wenn jener sich stets wie im Dunkel verbirgt? Dieser ketzerische Zweifel ist gewissermaßen die ultimative Versuchung des Gläubigen. Es verbirgt sich Gegensätzlichkeit darin - glauben impliziert, etwas zu akzeptieren, was sich mit irdischen Mitteln nicht beweisen läßt. Bloß wenn es schließlich eines Beweises bedarf, um den Glauben zu halten, dann ist dies bereits wider ihn.

Das Element der Gegensätzlichkeit zieht sich durch den Film fort. Die einzelnen Charaktere hat Bergman ganz hervorragend modelliert. Da ist als Ritter Block der junge Max von Sydow, dessen prägnante Physis ihm schon zu beeindruckender Präsenz verhilft. Ein Fels von Mensch, dessen robustes Äußeres im Film jedoch von den Zweifeln des von ihm gespielten Charakters konterkariert wird. Knappe Jöns trifft es gerade umgekehrt. Seine respektlose, ja zynische Abgeklärtheit steckt in einem Menschen mit runden, weichen Zügen. Ritter und Knappe zueinander symbolisieren wiederum den Gegensatz zwischen Glaube und Skepsis, Blocks intellektuelles Duell mit Gevatter Tod steht im Gegensatz zur Unbefangenheit der Artistenfamilie, die arglos das schiere Leben feiert. Ein ganze Palette dialektisch angelegter Positionen, die zum Nachdenken animieren; in Szene gesetzt in atmosphärischen, teils apokalyptisch anmutenden Bildern. Mich hat dieser Film sehr stark beeindruckt.

No Turning Back

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"Der beste Mann Englands"

10.07.2014

Ivan Locke (wie sein Nachname heißt der Film im Original; warum er hierzulande, wo man sonst um keinen sperrigen Verleihtitel verlegen ist, ausgerechnet mit einer englischen Titelzeile an den Start ging, weiß man nicht) steckt in der Klemme: In den folgenden 12 Stunden steht er vor mehreren, teils schicksalhaften Verpflichtungen. Sie passen partout nicht alle zusammen; rational betrachtet, sind zudem einige viel wichtiger. Dennoch handelt Locke ganz anders, als man erwarten würde.

Der Film thematisiert einen wohlbekannten, allzu menschlichen Reflex. Wer kennt dies nicht – mit aller Konsequenz etwas zu tun, was eigentlich bar jeder Vernunft ist, weil man, gesellschaftliche Konditionierung hin oder her, am Ende des Tages ein von Emotionen getriebenes Wesen ist. Lockes Emotionen werden durch ein weiteres, irrationales Element verstärkt – seinem Beifahrer will er’s zeigen.

In seinem Beruf ist Locke ein As. Er zelebriert das Mikromanagement geradezu, prüft alles doppelt, überläßt nichts dem Zufall. Die gleiche Akribie treibt ihn voran auf dem schicksalhaften Weg, nun da er ihn einmal eingeschlagen hat. Lockes Abgeklärtheit ist weiteres Indiz für das Dilemma, in dem er sich befindet: Aller Konsequenzen seiner Entscheidung ist er sich voll bewußt, daher hat er sich damit bereits arrangiert. Alle Informationen lagen wie ausgebreitet vor ihm, doch ist seine emotionale Vorprägung zu stark, um ihn ‚vernünftig‘ handeln zu lassen. Obschon folgenschwer, ist sein Handeln auf dieser Ebene menschlich. Spät wird ihm heftig klar, welchen Einsatz er getätigt hat. Doch Locke ist einer, der seinen Job durchzieht, immer, so auch diesmal.

Bemerkenswert an dem Film weiterhin ist die Umsetzung; die nächtliche Fahrt im Straßenverkehr, die endlose Telefonstafette, Tom Hardys Schnupfen - alles echt.

Oktober November

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Am Ende

22.06.2014

Götz Spielmann hat hier einen sehr nachdenklich machenden Film vorgelegt. Über das Aufgehen im Alltag, in welchem wir die uns zugedachte Rolle spielen, die mitunter das konsumiert, was man als das Leben im eigentlichen Sinn bezeichnet.

Zwei Schwestern, gefangen in unterschiedlichen Rollen; das bißchen Leben abseits davon ist von innerer Leere und Beziehungsunglück geprägt. Durch das nahende Ende des Vaters werden ihre gegensätzlichen Lebenslinien übereinandergeschlagen. Die eine ging fort. Diese Wahl hatte die andere nicht, weil jemand beim elterlichen Gasthof bleiben mußte. Der Konflikt darüber tritt eruptiv auf, ist aber schnell zweitrangig, denn zum Streiten ist kein Platz. Wer sich im Alltag wenig Gedanken über sein eigenes Leben macht, findet spätestens zur Reflexion, wenn sich das Leben eines nahen Verwandten dem Ende neigt. Das ist derart aufwühlend, daß andere Empfindungen dagegen verblassen, etwa wie der Neid auf ein anderes Leben, das man vielleicht gerne geführt hätte.

Der Vater, ein einfacher Mensch, ist weise und schließt seine Lebenskonten, solange Zeit dazu ist. Das ist sein Geschenk an seine Kinder. So möchte man dereinst auch mal abtreten. Wenn der Vater stirbt, dann sind wir die Nächsten, sagt die eine Schwester zur anderen. Das bedeutet, von da an mehr Verantwortung füreinander zu übernehmen, sich näher zu sein und einen Neuanfang zu wagen, dem Leben mehr Raum zu geben.

Die Brücke am Kwai

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Ja, Meilenstein

02.06.2014

so wird Leans Dschungel-Epos gemeinhin gern genannt. Dessen unbeeindruckt hat der Film mich jedoch in mehrerlei Hinsicht enttäuscht.

Den Brückenbau gab es wirklich und auch die beiden Hauptfiguren. Jedoch war weder der britische Offizier dem Wahn verfallen, dem Feind die eigene Überlegenheit durch den demonstrativen Bau der Brücke zu beweisen, noch der japanische das mal grausame, mal winselnde Subjekt, als das er dargestellt wird. Im Gegenteil, der Umgang des echten japanischen Offiziers Saito mit den Gefangenen gilt heute als respektvoll und menschlich (und man denke dabei daran, daß die Japaner teilweise unvorstellbar grausam mit ihren Gefangenen verfuhren).

Überhaupt ist die Darstellung der Japaner für mich in mehreren Aspekten fragwürdig. Saito will alle Gefangenen zum Arbeitseinsatz befehlen, auch die Offiziere. Woraufhin Col. Nicholson (Guinness) ihn darauf hinweist, daß die Genfer Konventionen letzteres verbieten. Tja, was soll man dazu sagen? Die GK hatte Japan gar nicht unterschrieben (und als britischer Offizier könnte man das auch wissen, auch im Film, wenn man sie schon als Pamphlet bei sich trägt). Der Film verschweigt dies indes. So steht Saito fortan als Saftsack da, der sich vermeintlich nicht an die Spielregeln hält.

Der japanische Ingenieur, der die erste Brücke plant bzw. konstruiert, versagt natürlich auf ganzer Linie; erst als die britischen Gefangenen das Projekt komplett übernehmen, wird's was (wg. dieser Kollaboration opponierten brit. Veteranen des Asienfeldzugs gegen den Film). Wenn man nun weiß, daß die Alliierten Japan im 2. Weltkrieg anfangs als Kriegsgegner überhaupt nicht für voll nahmen‚ weil man der Meinung war, daß diese ‚kleinen gelben Männchen‘ doch nichts Vernünftiges zustande bringen könnten -bis man durch die technische Überlegenheit der japanischen Streitkräfte schmerzhaft eines besseren belehrt wurde-, ist dies nach dem Krieg mit filmischen Mitteln geradezu ein reaktionäres Echo.

Für den heutigen Geschmack ist der Film ziemlich einseitig gepinselt. Hier die integeren britischen Gefangenen, dort die kommißköpfigen japanischen Bewacher, leicht vorzuführen, teils mit Quiekstimme; das ist dann sogar rassistisch. Der Kodex der britischen Streitkräfte sollte glorifiziert werden, aber dadurch wirkt der Film so asymmetrisch, daß man bald aussteigt. Saitos kurzer Bezug auf das Bushidō, den Kodex der Samurai bleibt dagegen unleserlich. Als gesehen abgehakt, aber hinterließ bei mir keinen bleibenden Eindruck. Von Lean gibt's viel besseres.

Zeit der Kannibalen

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Große und noch größere Haie

27.05.2014

Die gestrige Ansicht könnte leicht den bisherigen Höhepunkt des laufenden Kinojahrs markiert haben. Man weiß kaum, was man hier mehr hervorheben soll: Schüttler/Striesow/Blomberg in bestechender Form oder das ausgezeichnete Drehbuch. Ein derart gutes Skript in einem deutschen Film habe ich lange nicht erlebt. Stefan Weigl trifft es genau; keine einzige Minute erscheint zuviel.

Wer sich in der Branche ein wenig auskennt, kann ermessen, wie scharf Weigls Charakterstudie ist, nur in feinen Nuancen die Realität leicht überhöhend, die Konturen gewissermaßen scharf zeichnend: In ihren eigenen Sphären kreisen die Alphatiere Öllers (Striesow) und Niederländer (Blomberg); ersterer eine Sozialruine, letzterer geradezu hinreißend paranoid. In ihre Business-Abläufe und -Rituale wie in Watte gepackt, von der Gier geblendet, vollkommen von sich selbst eingenommen. Vielleicht genau deshalb dann seltsam unfit, wenn es schließlich ans Eingemachte geht. Ihr Chauvinismus wird konterkariert durch die neue Kollegin (Schüttler), die sich bei aller Glattheit einen Rest an Moral und Berufsethik bewahrt hat.

Unternehmensberater sprechen in ihrer Analyse zwar gerne vom Wert des Mitarbeiters (vulgo 'Humankapital'), sind aber nicht selten weit davon entfernt, für dessen Belange als Individuum genügend Empathie aufzubringen, wie für jene aller anderen Menschen außer sich selbst überhaupt. Im Film (spielt in der Dritten Welt) äußert sich dies in unverhohlenem Sexismus und Rassismus. In Öllers'/Niederländers Wahrnehmung vor Ort ist quasi jeder ein Lakai, austauschbar, käuflich, keinen Respekt verdienend; der Mensch als Ressource, den man nach Belieben als solche behandeln kann. Bewegen wollten sie mal was, doch dann fraß sie der Kapitalismus. 'Fand ich treffend; eben darum macht es aber auch betroffen.

Und aller Eloquenz, den geschliffenen Formen und dem ganzen Check-in-Mile-high-Kram zum Trotz - wenn's hart auf hart kommt, erwachen im Menschen urzeitliche Instinkte. Und dann sind auch Berater plötzlich wieder ganz Höhlenmensch und gehen aufeinander los bzw. fallen übereinander her. Ebenso erhellend.

Bei allen Lachern, die sich im ersten Teil quasi von selbst aus dem Weltbild dieser vermeintlich allwissenden Spezies ergeben, ist das eine sehr schöne Studie über die menschliche Ignoranz im allgemeinen sowie im manchmal schwierigen Dialog zwischen den Kulturen. Guter Einfall für den Schluß, was anderes ginge kaum.

Zulu

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Zuviel

18.05.2014

Südafrikas Geschichte der Rassentrennung hat seine Gesellschaft bis in die Gegenwart im Griff. Daran hat auch die Zäsur durch die Wahrheits- und Versöhnungskommission TRC nichts Grundlegendes ändern können. Im Sinne von Gut und Böse gibt es kein Schwarz und Weiß, aber viele Grautöne. Reaktionäre Strukturen bestehen fort; im Film hat der eine Protagonist dunkle Flecken in der eigenen Familie bzw. ist der andere vom vormaligen Gegner legitimiert. Dazu kommt, daß große Teile der schwarzen Bevölkerung nach wie vor vom Wohlstand ausgesperrt sind, anfällig für Bandenkriminalität. Die Anlagen für einen hintergründigen Film zum stets interessanten Thema Südafrika sind da.

Sein Problem ist, daß er dies alles nicht konsequent ausbaut, sondern stattdessen leider(!) auf dem Niveau eines Mainstream-Krimis verharrt, in dem die genannten Anlagen allenfalls wie Kulissen stehen. Viel, zuviel aus der Gemengelage wird angerissen, aber eben nur das. Captain Sokhelas psychische (und physische!) Verwundung als Kind habe ich als Metapher für die lebenslang aussichtslose Verfassung der schwarzen Bevölkerung begriffen. Doch es bleibt Beiwerk, der Film vordergründig. Der Einsatz einer gebrochenen Hauptfigur als Selbstzweck?

An manchen Stellen ist er plump wie ein mäßiger James-Bond-Film. Dummerweise sind dies genau die Stellen, die wichtig wären. Die Bösen sind klischeehaft gezeichnet bis ins Casting der vierschrötigen Darsteller. Ihr Plan wirkt zu monströs, um im Film als ‚realistisch‘ durchzugehen. Was in einem Film mit ansonsten realem Hintergrund, dem Leben in der Post-Apartheid jedoch geboten wäre. Auch der hanebüchene Einsatz des Internets nimmt dem Film an Glaubwürdigkeit.
Für Fans des konventionellen Erzählkinos, die es optisch etwas härter mögen.

Die Erfindung der Liebe

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Flucht nach vorn

18.05.2014

Stirbt einem die Hauptdarstellerin mitten im Dreh, sind die Möglichkeiten schlagartig begrenzt: Komplett einstampfen, Szenen neu drehen - oder eben die Flucht nach vorn antreten, mit dem Unglück konstruktiv umgehen, es zumindest versuchen. So beginnt der Film tatsächlich mit Kwiatkowskys Beerdigung. Fortan ringt das Team, allen voran der Drehbuchschreiber, dann Regisseurin und Produzent, mit dem Vorhandenen die Kurve zu kriegen. Das Ergebnis dient dem halbfertigen Film als Mantel; jener wird zum Film im Film.

Hier ist eine Krücke zu besichtigen, gemessen an ihrer tragischen Entstehung eine recht gelungene. In kurzen Einspielungen drücken die Charaktere erst ihre Betroffenheit zum Geschehenen aus. Dies verleiht dem Film den ernsten Grundton, der schon sein muß. Später sieht man ihre Reaktionen auf das, was der fieberhaft malochende Drehbuchautor mit ihnen als Filmfiguren anstellt, nicht immer zu ihrem Einverständnis. Da strahlt die Selbstbezüglichkeit des Films durchaus ihren Reiz aus. Wie manche nun ihr Herz füreinander entdecken, nun ja, so läßt sich dann mit einem Augenzwinkern der Filmtitel doch noch verkaufen. In manchen Aspekten, besonders dem mit Praktikantin Tina, kommt das Konstrukt für mich jedoch an Grenzen. Ohne diese Szenen funktionierte der Erzählfluß halt nicht, d.h. eine 'harte' Lösung mußte her. Schade. Der ganze Film mit Maria Kwiatkowsky wäre bestimmt toll gewesen.
Ein Grenzfall, typisches Programmkino.

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