Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
29 30 1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 11 12

12.560 Beiträge zu
3.788 Filmen im Forum

Filminfo & Termine

The Unknown Known

The Unknown Known
USA 2013, Laufzeit: 109 Min., FSK 12
Regie: Errol Morris
Darsteller: Donald Rumsfeld, Errol Morris, Kenn Medeiros
>> theunknownknown-derfilm.de

Nach seinem mit dem Oscar® prämierten Dokumentarfilm „The Fog of War“ nimmt sich Errol Morris wieder einen US-Verteidigungsminister zur Brust. Donald Rumsfeld war in der Ära von George W. Bush die treibende Kraft für den so genannten „Krieg gegen den Terror“, der bis heute die Welt gefangen hält. Anhand eines langen Interviews und Rumsfelds Memos aus der Zeit seines Schaffens gibt Morris intensive Einblicke in die Motivation und Psyche eines Kriegstreibers.

Donald Rumsfelds politische Prägung ist durchweg militärisch und vom typischen amerikanischen Patriotismus gespeist. „Pearl Harbour“ im Nacken machte er seine Anfänge bei Nixon und Ford und landet über Reagan schließlich bei Bush sr. und jr.. Er hat den Vietnamkrieg befürwortet, die Aufrüstung innerhalb des „Kalten Krieges“ unterstützt, um schließlich bei dem zu landen, was nach 9/11 passiert ist. Errol Morris arbeitet die Biographie von Donald Rumsfeld chronologisch ab und seziert damit nicht nur einen Menschen, der eine eigene Logik der Rechthaberei entwickelt hat, sondern gibt damit auch Unterricht in amerikanischer Geschichte seit dem 2. Weltkrieg. Es fällt dabei schwer, Rumsfeld sympathisch zu finden. Emotional wird er nur einmal, wenn er von der plötzlichen Genesung eines Soldaten erzählt, der bei den Ärzten schon abgeschrieben war.

Besonders erschreckend ist, dass der Mann tatsächlich glaubt, was er da von sich gibt. Wenn man ihm denn etwas zu gute halten will, dass er nicht sonderlich eitel ist und auch den lieben Gott, der gerne für die menschliche Fehlbarkeit herhalten muss, weitestgehend aus dem Spiel lässt. Er rettet sich lieber in krude Beweisführungen, dass „die Abwesenheit von Beweisen nicht der Beweis für deren Abwesenheit ist“ (bezüglich der Massenvernichtungswaffen des Iraks) oder eben seine Logik vom unbekannt Bekannten („things that you think to know, but it turns out, that you don't know“). Viel weiß er leider nicht, der Donald, oder er hat es nicht verstanden. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, ganz viele Entscheidungen zu treffen, die ganz vielen Leuten das Leben gekostet haben. Ein rechthaberisches Kind ist er, das keine Ahnung hat, wie man einen Papierflieger bastelt und trotzdem viele Seiten Papier zusammenfaltet, die alle nicht fliegen können. Allerdings verfügt ein rechthaberisches Kind nicht über Massenvernichtungswaffen und ein riesiges Heer und glaubt an „american leadership“. Die Folterpraktiken in Guantanamo werden euphemistisch als „Ausübung von Fragetechniken“ beschrieben, wobei Rumsfeld einräumt, dass einige davon nicht okay gewesen sind, aber schließlich wollte man ja alles wissen. Ein Wissenwollen, das sich bis heute in den USA so breit gemacht, dass es vor nichts Halt macht wie auch der NSA-Skandal zeigt. Und wenn man denn alles weiß, hat man es trotzdem nicht im Griff, deswegen denkt man sich irgendwelche Lösungen aus, die signalisieren, dass alles unter Kontrolle ist. Leider ist Selbstreflexion und das ehrliche Eingestehen von Fehlern nicht unbedingt eine Stärke von Donald Rumsfeld und vielen anderen Politikern auch.

Es ist nicht leicht, einen Dokumentarfilm, der aus einem langen Interview, Memos und Archivmaterial besteht, ansprechend zu gestalten, aber Errol Morris kann aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz diesbezüglich schöpfen. Unterlegt mit einem wummernden Soundtrack von Tim Burtons Stammkomponist Danny Elfmann fügt er das Material zusammen und findet prägnante Metaphern wie die Schneekugel für die ganzen kleinen Memo-Zettelchen („Snowflakes“), die Rumsfeld zu seiner Amtszeit inflationär geschrieben hat und deren Inhalt er heute auch nicht mehr in jedem Fall erklären kann, wie so vieles andere auch.

(Eric Horst - biograph)

Neue Kinofilme

Planet der Affen: New Kingdom

Hier erscheint die Aufforderung!