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Melodys Baby

Melodys Baby
Belgien, Luxemburg, Frankreich 2014, Laufzeit: 91 Min., FSK 12
Regie: Bernard Bellefroid
Darsteller: Rachael Blake, Lucie Debay, Don Gallagher
>> www.filmfrauen.net/category/melodys-baby/

Bernard Bellefroid stellt in seiner zweiten Regiearbeit zwei Frauen gegenüber, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die englische Businessfrau Emily wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind und findet in der jungen Französin Melody, die nach Startkapital für ihren eigenen Friseursalon sucht, die geeignete Person, ebendieses Wunschkind an ihrer statt auszutragen. Bedächtig und unvoreingenommen tastet sich Bernard Bellefroid an jene zwei unterschiedlichen Frauenfiguren heran und stellt auch ethische Fragen.

Melodys (Lucie Debay) größter Traum ist es, einen eigenen Frisiersalon zu eröffnen. Eine passende Räumlichkeit dafür hat sie bereits vor Augen, doch um sie zu erwerben, fehlen ihr die finanziellen Mittel. Doch plötzlich tut sich ihr eine ungeahnte Möglichkeit auf, die benötigte Summe an Geld aufzubringen, denn im Internet stößt sie auf eine Website für Leihmutterschaft. Sogleich meldet sie sich an und wird schon bald von der britischen Geschäftsfrau Emily (Rachael Blake) kontaktiert. Die von außen hin resolute Singledame ist unfruchtbar und sieht in Melody die letzte Chance, über diesen gewagten Umweg ein Kind zu kriegen. Der Deal erscheint zuerst simpel, doch als der Samen erst einmal gepflanzt ist, reist Melody entgegen der ursprünglichen Vereinbarung zu ihrer Auftraggeberin nach England und fordert das vereinbarte Geld sofort ein. Emily gerät in eine fatale Zwickmühle, lässt sich letztendlich jedoch auf die Bedingungen ein. Immer mehr wird die Schwangerschaft zu einer Zerreißprobe, geprägt von moralischen Unsicherheiten und Bedenken, mit denen die beiden eigenwilligen Frauen konfrontiert werden und sich arrangieren müssen.

Regisseur Bernard Bellefroid fokussiert sich nach seinem ersten Film "La Régate", bei dem es um häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung ging, nicht auf die Eltern-Kind-Bindung, sondern demontiert das klassische Schwangerschaftsbild. Geschickt befasst er sich mit der Verantwortungsfrage und bezieht dabei klugerweise keine Position in der brenzligen Debatte, sondern bleibt distanzierter und neutraler Beobachter des Geschehens. Interessant ist insbesondere der Ausgangspunkt, den er für die Geschichte wählt. So ist die Leihmutterschaft in England nämlich gesetzlich legal, jedoch nur unter strikten Bedingungen erlaubt, wohingegen Frauen in Frankreich ihr Baby sogar anonym zur Welt zu bringen dürfen. Mit entwaffnender Präzision konstruiert er ein Portrait von intimen und existenziellen Bedürfnissen, und hadert mit der Fragestellung zum Wohl des Kindes selbst, beziehungsweise der Obhut, der es schließlich überlassen werden soll - Gedankenansätze, die seitens der ungleichen Protagonistinnen vorläufig nur eine zweitrangige Rolle spielen, da die persönlichen Motive im Vordergrund stehen. Mit fortschreitender Laufzeit kristallisieren sich sowohl für Emily, als auch für die schwangere Melody das Ausmaß und die Tragweite ihrer Handlung heraus. Nicht zuletzt durch das facettenreiche Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen, die bereits beim Filmfestival in Montreal für ihre beider Leistungen honoriert wurden, entfaltet dieses intensive Kammerspiel, welches seine Spannung aus dem Konflikt zwischen Pragmatik und Intuition zieht, einen starken Sog.

(Nathanael Brohammer - biograph)

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