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Lost River

Lost River
USA 2014, Laufzeit: 94 Min., FSK 16
Regie: Ryan Gosling
Darsteller: Christina Hendricks, Iain De Caestecker, Matt Smith

Nachdem Ryan Gosling auch musikalisch mit der Band „Dead Man's Bones“ Erfolge feiern konnte, stellt er nun mit seinem Regiedebüt die Vielseitigkeit seines Talents erneut unter Beweis. „Lost River“ entzieht sich der Einteilung in bestimmte Genres und bietet eine atmosphärische Reise in die zerbrechende Welt eines Teenagers, die immer mehr ins Fantastische abdriftet. Eindrucksvolle Kameraarbeit leistet dabei Benoît Debie („Spring Breakers“, „Enter the Void“) und für den Soundtrack konnte Johnny Jewel von den Chromatics gewonnen werden, der schon „Drive“ auf der Tonebene zu einem Ereignis machte.

Die Stadt, in der die alleinstehende Schönheit Billy (Christina Hendricks) mit ihren Söhnen Bones und Frank lebt, ist dem Verfall geweiht. Immer mehr Häuser stehen leer, die Bewohner verlassen ihre Wohnstatt, da der finanzielle Ruin um sich greift. Doch die junge Mutter erträgt es nicht, den letzten Halt ihrer Kinder aufzugeben und beschließt mit allen Mitteln zu kämpfen, um in ihrem Heim zu bleiben. Dabei gibt es allerdings wenig Spielraum. Der zwielichtige Leiter der lokalen Bank schlägt ihr eine zweifelhafte Finanzierungsmöglichkeit vor: Für seinen Nachtclub sucht er noch attraktive Frauen, die bereit sind ausgefallene Wünsche der Kunden zu erfüllen. Dazu gehört auch eine von ihm entworfene Show im Stile des französischen „Grand Guignol“, einem Horrortheater, in dem die Grenzen zwischen Groteske und Gewalt verschwimmen.

Bones kann nur hilflos zusehen, in welche gefährliche Abhängigkeit seine Mutter hinein gerät. Voller Zorn streunt er durch die Geisterstadt um Schrott zu sammeln, den er verkaufen kann, damit wenigstens sein Auto wieder läuft. Doch meist ist er gezwungen auf seinen kleinen Bruder aufzupassen, während Billy schweigend zu ihrer ominösen Arbeit verschwindet.

Das hübsche Nachbarmädchen Ratte (Saoirse Ronan) bringt schließlich Leben in die Tristesse des Teenagers. Sie erzählt ihm von einer geheimnisvollen Stadt auf dem Grund eines nahen Flusses, deren Fluch seit ihrem Untergang auf der Gegend lastet. Als Bones schließlich dahinter kommt, in welche abgründige Welt seine Mutter jede Nacht verschwindet und die fragile Liebe der Jugendlichen durch den stadtbekannten Schläger Bully bedroht wird, macht er sich auf, in die Tiefe jenes mysteriösen Ortes hinabzusteigen und ihm sein Rätsel zu entlocken.

Vor allem mit dem Kameramann Benoît Debie hat Ryan Gosling eine hervorragende Wahl getroffen, denn was wäre eine fantastische Geschichte ohne fantastische Bilder. Ihm gelingt es in dynamischen Fahrten die Stimmung zwischen Zauber und Verfall in jeder Einstellung einzufangen. Dabei standen offensichtlich Städte wie Detroit visuell Pate. Goslings Geschichte ist auch eine Hommage an jenen Untergang des amerikanischen Traums in der großen Industriemetropole, deren Gespenstigkeit viele Künstler nach wie vor inspiriert. Er verknüpft dies mit Elementen des Fantasy-Horrors der 80er Jahre, so dass der Film unwillkürlich nostalgische Effekte beim Zuschauer erzielt. Auch seine Vorbilder sind deutlich erkennbar: Neben dem rauen Realismus eines Derek Cianfrance, mit dem Gosling in „Blue Valentine“ und „The Place beyond the Pines“ gearbeitet hat, lässt sich der große Einfluss von Nicolas Winding Refns brutalen Phantasmen, aber auch die Handschrift von Dario Argento erkennen.

So ist dem wandelbaren Schauspieltalent ein ungewöhnlicher und vielversprechender erster Wurf gelungen, der vor allem durch seine (alp-)traumhafte Atmosphäre zu begeistern weiß.

(Silvia Bahl - biograph)

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