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Härte

Härte
Deutschland 2015, Laufzeit: 89 Min., FSK 16
Regie: Rosa Von Praunheim
Darsteller: Hanno Koffler, Luise Heyer, Katy Karrenbauer

Missbrauch hat viele Facetten und meist werden die Opfer später selbst zum Täter. Andreas Marquardt hat sich aus dieser unheilvollen Spirale befreit. Rosa von Praunheim lässt in seinem Dokumentarfilm Marquardt aus seinem schwierigen Leben erzählen und kombiniert das mit Spielszenen, in denen besonders Hanno Koffler und Luise Heyer durch ihre eindringliche Darstellung überzeugen

Das was heute als Transgender bezeichnet und diskutiert wird, war in so weiter Ferne als Rosa von Praunheim angefangen hat, Filme zu drehen und den Leuten zu zeigen, dass Schwule echte Menschen sind. Der durchaus radikale Aktionismus von damals hängt ihm in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch an und vernebelt den Blick auf das umfangreiche Werk eines Filmemachers, der sich niemals gescheut hat, den Finger in die Wunde zu legen. Dass sich Rosa von Praunheim nicht auf ein Thema festlegen lässt, beweist sein neuer Film „Härte“ auf Treffendste, denn mit Homosexualität hat der Film wenig zu tun. Viel eher geht es darum, was Missbrauch den Menschen antut und welche Wunden in der Psyche zurück bleiben.

Von der Mutter schon früh zum Sex gezwungen hat Andreas Marquardt seinen Frauenhass als brutaler Zuhälter kompensiert. Durch seine frühen Erfolge im Kampfsport kam er in Kontakt mit der Unterwelt, lebte das schillernde Leben eines Luden, bis die Strafbehörden dem ein jähes Ende setzten. Knast und Therapie haben ihm schließlich geholfen - und die selbstlose Liebe einer Frau, die er einst anschaffen geschickt hat und die bis heute zu ihm hält. Inzwischen bringt Marquardt Kindern Kampfsport bei, lehrt sie stark zu sein und im Notfall zurückschlagen zu können. Auch veranstaltet er Charity-Veranstaltungen für missbrauchte Kinder und sein Engagement wird inzwischen öffentlich anerkannt und wertgeschätzt. Marquardt ist ein Mann, der es ernst meint - mit sich und seiner Vergangenheit und mit dem was er jetzt tut. Er macht keinen Hehl daraus, dass sein unbändiger Wille zu helfen Teil einer Therapie ist, die ihn sein ganzes Leben begleiten wird. Seine langjährige Freundin Marion ist dabei an seiner Seite und unterstützt ihn, obwohl sie für ihn anschaffen gegangen ist und auch die dunkle Seite von Marquardts Persönlichkeit kennengelernt hat.

Nach dem Buch “HÄRTE: Mein Weg aus dem Teufelskreis der Gewalt” von Andreas Marquardt und dem Psychologen Jürgen Lemke, der auch am Drehbuch beteiligt war, hat Rosa von Praunheim seinen Dokumentarfilm inszeniert, der Aufnahmen aus Marquardts heutigem Leben, Interviews mit ihm und seiner Freundin Marion und Spielszenen kombiniert, die in Schwarz-Weiß-Bildern den Missbrauch und seine kriminelle Karriere schildern. Eine Technik, die Praunheim in seinen Dokumentarfilmen schon öfters angewendet hat. Dabei hat er in den Spielszenen jedoch meistens mit Laien gearbeitet. Dieses Mal hat er auf professionelle Schauspieler gesetzt und mit Hanno Koffler, Luise Heyer und Katy Karrenbauer in den Hauptrollen einen guten Griff getan. Besonders Koffler und Heyer begeistern durch ihr intensives Spiel, das im Kontrast zu den stilisierten Kulissen, die mit wenigen Requisiten und Rückprojektionen realisiert wurden, die Wirkung noch erhöht. Trotz aller Stilisierung bleibt „Härte“ aber immer mehrdimensional und gibt tiefe Einblicke in die Gefühlswelt eines Mannes, dessen Weg vom Opfer zum Täter nicht in der Einbahnstraße geendet ist, sondern im letzten Moment eine Umleitung zu etwas Besseren genommen hat.

(Eric Horst - biograph)

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