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Escobar - Paradise Lost

Escobar – Paradise Lost
Frankreich, Spanien, Belgien, Panama 2014, Laufzeit: 114 Min., FSK 16
Regie: Andrea Di Stefano
Darsteller: Benicio del Toro, Josh Hutcherson, Claudia Traisac, u.a.
>> www.escobar-paradiselost.de/

Pablo Escobar war der berüchtigtste kolumbianische Drogenbaron aller Zeiten, verkörperte gemeinnützigen Wohltäter und Politiker, sowie den furchterregenden Gangsterboss in Einem, wurde von Abertausenden vergöttert, von umso mehr zutiefst gefürchtet. Andrea di Stefanos Bildnis jener schillernden und gleichermaßen verachteten Figur entwirft eine differenzierte Interpretation einer monströsen und doppelseitigen Persönlichkeit, der hier durch Oscarpreisträger Benicio del Toro ein beängstigendes Antlitz verliehen wird. In diesem infernalisch spannenden und lose auf Tatsachen beruhenden Thriller wird ein junger, idealistischer Surfer durch eine Romanze in die obskuren Machenschaften des Kartells verwickelt.

Zusammen mit seinem Bruder Dylan (Brady Corbet) will sich Nick Brady (Josh Hutcherson) an den Stränden Kolumbiens den lang ersehnten Traum einer eigenen Surfschule erfüllen. Kleinere Dispute mit einheimischen Kleinkriminellen in der scheinbaren Idylle schrecken die beiden Träumer keineswegs ab. Als sich Nick dann in die hübsche Krankenschwester Maria (Claudia Traisac) verliebt, ahnt er noch nicht, dass diese die Nichte des ortsansässigen Politikers Pablo Escobar (Benicio del Toro) ist, dessen Gesicht die plakatierten Fassaden der Stadt ziert. Bei dessen Geburtstagsfeier räumt Maria dann ganz selbstverständlich und beiläufig ein, dass ihr Onkel sein Geld mit Kokainhandel verdient: "Er exportiert lediglich ein nationales Produkt.". Seine aufkeimenden Zweifel werden zerschlagen, als er sich von dem Charisma des Patriarchen beeindrucken lässt. Nach der Hochzeit mit Maria zählt er endgültig zu dessen Familie. Das ihm von Escobar entgegengebrachte Vertrauen bedeutet allerdings auch das Mitwirken an dessen dubiosen Geschäften und als plötzlich ein blutiger Krieg zwischen dem Gangsterboss gegen die kolumbianische Regierung entbrennt, wird der neugewonnene "Sohn" vor eine folgenträchtige Entscheidung gestellt, die das skrupellose Monstrum Escobars entlarvt.

Es wäre nicht die erste Geschichte, in der ein unschuldiger Naivling in die tiefen Sümpfe des Verbrechens gerissen wird, doch Regiedebütant Andrea di Stefano stellt nach einem leicht holprigen Beginn, in dem er die florierende Liebesgeschichte eilig abklappert, sein narratives Talent für tadellosen Suspense und mitreißende Spannung unter Beweis. Sobald sich Pablo Escobars Schatten auf die junge Beziehung von Nick und Maria wirft und das machiavellistische, kontrollsüchtige Wesen hinter dem zuerst offenherzigen und familienliebenden Mann ersichtlich wird, beginnt für den jungen Surfer eine rastlose Odyssee durch maliziöse Gefilde, in denen er sich hilflos seiner Instrumentalisierung durch den bigotten Ziehvater ausgeliefert sieht, ohne ihr entrinnen zu können. Anhand präzise gewähltem Einsatz von Gewalt, treffsicherer dramaturgischer Dynamik und Benicio del Toros superber Darstellung wird ein Bild jenes Diabolos gezeichnet, dessen Zuneigung einzig und allein der eigenen Familie galt. Selbst wenn er nicht zu sehen ist, überlagert seine unheilvolle Präsenz das reißerische Geschehen auf der Leinwand und kommt dem Eindruck eines unantastbaren, gottgleichen Überwesens, zu dem Escobar selbst heute noch von Teilen der kolumbianischen Population erhoben wird, näher, als es sonst irgend möglich gewesen wäre. Andrea di Stefanos erstes Regie-Exerzitium ist eine dynamische und schweißtreibende Angelegenheit.

(Nathanael Brohammer - biograph)

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