Das Zimmermädchen Lynn
Deutschland 2014, Laufzeit: 89 Min., FSK 12
Regie: Ingo Haeb
Darsteller: Vicky Krieps, Steffen Münster, Lena Lauzemis, Christine Schorn
Fast schon zu penibel geht Lynn ihrer Arbeit als Zimmermädchen nach. Doch der Putzfimmel ist nur eine Facette ihres neurosengebeutelten Charakters. Grandios gespielt und stilsicher inszeniert, überzeugt Ingo Haebs Romanverfilmung durch subtilen Humor und eine fast schon surreale Atmosphäre.
Auf dem diesjährigen Filmfestival in Rotterdam geriet die Frage, ob man im Hotelzimmer vor dem Einschlafen auch unters Bett geschaut habe, zum Running Gag. Grund war „Das Zimmermädchen Lynn“, in dem die Protagonistin Lust daran empfindet, unter dem Bett des Gastes zu nächtigen. Zuerst zieht Lynn nur die Kleider der Gäste an, doch irgendwann will sie ihnen noch näher sein, ohne dabei entdeckt zu werden. Als sie die Session einer Domina miterlebt, ist ihre Neugier geweckt und sie nimmt Kontakt auf. Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen den ungleichen Frauen. Ingo Haeb ist bisher mehr als Drehbuchautor („Am Tag als Bobby Ewing starb“, „Fraktus“) denn als Regisseur in Erscheinung getreten. Mit „Das Zimmermädchen Lynn“ ist ihm das große Wunder gelungen, trotz formaler Strenge und ernster Thematik eine zutiefst emotionale und warmherzige Stimmung zu erzeugen. In der Hauptrolle brilliert die Luxemburgerin Vicky Krieps, die einen zwanghaften Charakter für den Zuschauer erlebbar macht.
(Eric Horst - biograph)