Die Fotografie ist hier sozusagen gesetzt. Das Kunstarchiv Kaiserswerth, das 2002 als städtische Institution gegründet und von Volker Kahmen mit einer Ausstellung zu Bruno Goller eingeweiht wurde, befindet sich im älteren Teil der ehemaligen Schule Kaiserswerth, in der seit den frühen 2000er Jahren Bernd und Hilla Becher gelebt haben. Da war das Künstlerpaar schon weltweit anerkannt, nicht nur als Leiter der berühmten Fotoklasse an der Kunstakademie, sondern auch mit seiner eigenen Fotografie. Berühmt wurden Bernd und Hilla Becher (1931 Siegen - 2007 Rostock, 1934 Potsdam - 2015 Düsseldorf) mit ihren sachlichen s/w-Aufnahmen von Industriebauten, die sie in bestimmten Regionen oder auf der ganzen Welt aufgesucht haben. Aufgenommen in Ausschließlichkeit von erhöhtem Standpunkt und zentriert im Bildfeld, haben sie die Fotografien zu Typologien zusammengestellt. Über die konzeptuellen Überlegungen hinaus wird dabei die skulpturale Einzigartigkeit dieser Architekturen deutlich. Hinzu kommt der dokumentarische Aspekt, die fotografische Sicherung der meist dem Verfall preisgegebenen Zeugnisse des Industriezeitalters.
Die Fotografie der berühmten Nachbarn war von Anfang an und in Absprache mit diesen ein Anliegen des Kunstarchivs Kaiserswerth. In der aktuellen Ausstellung treffen ihre Fotografien von Fachwerkhäusern und Industrielandschaften auf die Ansichten von Berg- und Hüttenwerken von Peter Weller (1868 Hommelsberg - 1940 Düsseldorf) und Porträts von Bauern, Arbeitern und Kleinstädtern von August Sander (1876 Herdorf - 1964 Köln). August Sander mit seinem Werk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ und Peter Wellers hingebungsvolles Abtasten von Industrie inmitten der Natur waren für die Bechers prägend; selbst haben sie sich für die Entdeckung von Wellers Fotografien eingesetzt. Die Ausstellung in Kaiserswerth arbeitet feine Verbindungslinien heraus: Sie beinhaltet Porträts aus Sanders Heimatort Herdorf, in dem sowohl Weller als auch die Bechers die Friedrichshütte fotografiert haben. Im präzisen Erfassen wird das Leben im Siegerland und der Respekt vor dem dortigen Menschenschlag vermittelt.
Zusammengestellt wurde die Ausstellung von der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur in Köln, die Teile des Bestandes von Bernd und Hilla Becher und von August Sander betreut. Dort ist derzeit eine grandiose Retrospektive zu Berenice Abbott zu sehen, die neben ihrer Serie „Changing New York“ Porträts und Wissenschaftsfotografien zeigt. Neben all der Fotografie in Düsseldorf also auch Köln bitte nicht vergessen!
Analogien: Bernd & Hilla Becher, Peter Weller, August Sander, bis 20. September im Kunstarchiv Kaiserswerth, Suitbertus-Stiftsplatz 1 in 40489 Düsseldorf, Sa, So 14-18 Uhr
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