Als Stadt der Fotografen wird Düsseldorf mitunter bezeichnet, mit Verweis auf die einstige Akademieklasse von Bernd und Hilla Becher und die Werbe- und Modefotografie. Natürlich ist das problematisch. Stärker vielleicht sind die Bildhauer*innen hervorzuheben. Vor einigen Jahren fand eine Ausstellung in der Kunstsammlung NRW statt, die belegte, welch bedeutende Vertreter*innen zeitgenössischer Skulptur hier tätig sind. Wie präsent aber ist die Skulptur im öffentlichen Raum? Dort müssen sich die Werke außerhalb des Kunstkontextes behaupten und mit der städtebaulichen Umgebung „funktionieren“. Die Gefahr der stilistischen Veraltung besteht, dazu kommt das Risiko des Vandalismus. Und wer entscheidet über die Qualität und die „Sprachkompetenz“ der Skulpturen? Mittlerweile beschäftigt sich in Düsseldorf ein Fachbeirat damit: die Kunstkommission. Wie notwendig, aber auch ihrerseits diskussionswürdig ihre Beiträge sind, belegt aktuell die Debatte um das Denkmal am Reeser Platz sowie ihr Protest gegen eine Einheitssäule. Nicht immer nachvollziehbar sind die Grenzen, die der Kunstkommission gesetzt sind: Wenn die Politik will, kann sie selbst entscheiden, auch wenn sie keine Ahnung hat.
Auf dem Weg zu erstklassigen Skulpturen (einige stehen ja im öffentlichen Raum) ist die Konstruktion des Skulpturenparks hilfreich. Ein derartiges Projekt ist im Lantz‘schen Park in Lohausen zu sehen, wo bereits der Galerist Alfred Schmela Skulpturen gezeigt hat und auch einige verblieben sind, darunter die von Meuser und Erwin Heerich. Für die nächsten Wochen befinden sich dort weitere Skulpturen – eine großartige Initiative, die jährlich erneuert werden soll. Wunderbar sind die Beiträge von Gesine Grundmann und Christian Odzuck, neben der konstruktiven Plastik von Erwin Heerich. Heerich (1922-2004) war von 1969 bis 1988 Professor an der Kunstakademie. Er gilt als international herausragender Raum-Künstler. Ausgehend von Kartonplastiken und in Nähe zur Architektur, hat Heerich mit geometrischen Formen, Proportionen und Teilungen gearbeitet, die puristisch und minimalistisch wirken, im Nachvollzug aber sehr komplex sind. Eine gute Gelegenheit, sich mit seinem Werk zu beschäftigen, bietet die Museumsinsel Hombroich, für die er mehrere Gebäude entwickelt hat. - In Düsseldorf aber ist der aktuell herausragende Ort für Skulptur vielleicht der Platz vor dem Malkasten – gegenüber vom Hofgarten mit der Skulpturengruppe von Manolo Valdés und den Lichtbänken von Stefan Sous – , wo derzeit eine große Bronzefigur von Thomas Schütte steht. Es gibt sie: die Bildhauer und Bildhauerinnen für den öffentlichen Raum.
„Internationaler Lantz‘scher Skupturenpark Lohausen 2020“
ein Projekt der Kunstkommission Düsseldorf, flankiert von einem Begleitprogramm, bis September in Lohausen
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