Die Düsseldorfer Kunstakademie sorgt nicht erst jetzt, seit der Fotoklasse von Bernd Becher und davor den Klassen von Fritz Schwegler oder K.O. Götz, weithin, ja, international für Aufsehen. Schon die Vereinigung „Junges Rheinland“, die 1919 als Ausstellungsgemeinschaft gegründet wurde, erhielt wesentliche Impulse aus der hiesigen Kunstszene. Ein halbes Jahrhundert davor war die Kunstakademie Taktgeber für das, was heute – als Teil der „Düsseldorfer Malerschule“ des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – als Spätromantik angesehen ist. Als ihre herausragenden Maler gelten Johann Wilhelm Schirmer, Carl Friedrich Lessing und die Brüder Andreas und Oswald Achenbach. Maßgebliche Werke dieser und weiterer Künstler der Spätromantik befinden sich heute im Museum Kunstpalast. Dessen aktuelle, hoffentlich bald wieder zu sehende Ausstellung arbeitet nun das Spezifische der Düsseldorfer Maler heraus, indem sie ihnen Bilder der Frühromantik gegenüber stellt, im besonderen von Caspar David Friedrich. Ja, die Ausstellung lohnt sich schon für Friedrichs Meisterwerke, darunter die „Lebensstufen“, „Der Chasseur im Walde“ und „Die Frau am Fenster“.
Heute Ikonen der Kunstgeschichte, waren sie Mitte des 19. Jahrhunderts vergessen: Schon vor dem Tod Friedrichs 1840 hatte sich der Kunstgeschmack gewandelt, die nächsten Jahrzehnte gehörten der Spätromantik. Die Unterschiede sind frappierend. Zwar wenden sich die Spätromantiker im Umkreis der Kunstakademie den gleichen Motiven und Gattungen zu, ob es die Berge oder das Meer, die Mondscheinlandschaft oder die Atelierszene sind, aber sie bleiben auf dem Boden der Tatsachen, nähern sich der Natur wissenschaftlich akribisch und setzen sie in den Bildern mitunter aus unterschiedlichen Vorlagen zusammen. Die Frühromantik um Caspar David Friedrich hat zuvor die Wirklichkeit idealisiert. Das Bild entleerend, mit seiner filigranen Malweise alles Geschehen entschleunigend, antwortet Friedrich auf das Diesseits mit einem Jenseits. Caspar David Friedrich malt sich selbst allein in seinem Atelier – so wird er auch von den Düsseldorfer Malern, die Respekt vor seinem Werk hatten, wiedergegeben. Die Menschen sind in seinen Bildern vereinzelt und treten einer übermächtigen Natur gegenüber. Die Spätromantiker hingegen zeigen sich beim Malen gemeinsam im Atelier. Und die Landschaft wird bei ihnen zur Folie für Erzählungen, die ins Mittelalter zurückreichen. In ihrem Hang zur Illustration leitet die Spätromantik den Realismus ein. Hier endet die Romantik als Haltung und Stil, die sich schließlich immer fremder wurden.
Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker,
bald im Kunstpalast, Ehrenhof 4-5, Tel. 566 42 100
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