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The Cut

The Cut
Deutschland 2014, Laufzeit: 138 Min., FSK 12
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Tahar Rahim, Sesede Terziyan, Akin Gazi
>> the-cut.pandorafilm.de

Mit „The Cut“ vollendet Fatih Akin seine Trilogie von Liebe, Tod und Teufel. Ging es in „Gegen die Wand“ (2004) um den unbedingten Lebens- und Liebeswillen einer jungen Deutschtürkin, so erzählte „Auf der anderen Seite“ (2007) die Geschichte von sechs Menschen, deren Wege sich kreuzen, ohne sich zu berühren, bis der Tod sie zusammenführt. In „The Cut“ widmet sich Akin nun dem Teufel. Der Film handelt vom Bösen im Menschen, davon, was wir einander antun und ist doch wieder ein Film über die Liebe zum Kino.

„The Cut“ ist Historiendrama, Epos, Abenteuerfilm, Western und Road-Movie in einem und beginnt 1915 in Mardin in der Türkei nahe der syrischen Grenze. Der Schmied Nazaret ist Armenier und lebt hier mit Frau und Zwillingstöchtern. Mit dem 1. Weltkrieg ändert sich die Stimmung im Land und aus der armenischen Minderheit werden Feinde, er wird von Gendarmen mit dem Hinweis, seinen Militärdienst absolvieren zu müssen, verschleppt und zur Zwangsarbeit gezwungen. Später wird seine Arbeitseinheit von Söldnern gefangen genommen und der Exekution zugeführt. Um Munition zu sparen, müssen die Soldaten den Armeniern die Kehle durchschneiden. Nazaret hat Glück, er wird nur schwer verletzt, was ihn seine Stimme kostet, aber er überlebt. Fortan trifft er immer wieder auf Menschen, die ihm helfen, ihn gesund pflegen, ihm Arbeit geben, doch die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seiner Familie, die alle den Genozid nicht überlebt haben sollen, kehrt erst in Aleppo wieder, wo er einer der ersten Filmvorführungen eines Wanderkinos beiwohnt und Charles Chaplins „The Kid“ sieht. Zum ersten mal kann er wieder lachen, wird an seine Kinder erinnert und ist genauso wie wir zu Tränen gerührt. Dies ist nicht nur der emotionalste Moment des Filmes, sondern auch sein Wendepunkt, denn Nazaret trifft hier einen alten Freund, der ihm erzählt, dass seine Frau vor ihrem Tod die Kinder einer Beduinenfamilie übergeben konnte. Gleich am nächsten Tag nimmt er die Suche auf und wird in einem Waisenhaus im Libanon fündig, wo ihm die Nonnen sogar ein Foto seiner Töchter, die inzwischen zur jungen Frauen herangereift sind, zeigen können. Sie haben die Zwillinge zu Bekannten nach Kuba vermittelt, wo sie gut verheiratet werden sollen. Also macht sich Nazaret auf nach Kuba, wo er wieder zu spät eintrifft, denn die geplante Hochzeit ist geplatzt und seine Töchter, wie so viele Armenier zu dieser Zeit, weiter nach Amerika gereist. Ein Ziel, das für Nazaret nicht so leicht zu erreichen ist, fehlt ihm nicht nur das Geld, sondern auch eine Einreiseerlaubnis, die ihm als Stummen und damit gesundheitlich vorbelasteten Menschen wohl kaum erteilt würde. Aber Nazaret gibt nicht auf und setzt seine Odyssee fort, die ihn über die amerikanisch-texanische Grenze nach Minneapolis bis nach North Dakota bringt, wo er für den Streckenausbau der amerikanischen Eisenbahngesellschaft arbeitet und weiter vielen gutwilligen Menschen begegnet, aber auch immer wieder dem Teufel in Menschengestalt.

Mag sein, dass Akins Film ein wenig überfrachtet ist, erzählt er doch nicht nur vom Genozid an den Armeniern, sondern auch von der verzweifelten Suche eines Vaters nach seinen Töchtern - ein Stoff, der für zwei Filme gereicht hätte. Dabei nimmt der Sohn türkischer Eltern kein Blatt vor den Mund und erzählt das, was in der Türkei immer noch Tabu ist, bricht eine Lanze für die Armenier. Das brachte ihm neben viel Anerkennung auch schon viel Ärger ein, bis hin zu einer Morddrohung. Auf der Pressekonferenz in Venedig reagierte Akin darauf sportlich und erzählte von zwei türkischen Produzenten. Der eine prophezeite ihm, dass sie mit Steinen nach ihm werfen würden, während der andere meinte: “Nein, mit Rosen!“ „Am Ende“, so Akin, „wird wohl beides passieren, ‚guns and roses’ eben.

(Kalle Somnitz - biograph)

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