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Nur eine Stunde Ruhe!

Nur eine Stunde Ruhe!
Frankreich 2014, Laufzeit: 79 Min., FSK 0
Regie: Patrice Leconte
Darsteller: Christian Clavier, Carole Bouquet, Valerie Bonneton, Rossy de Palma
>> einestunderuhe-derfilm.de/

Nach seiner Hauptrolle im Publikumshit "Monsieur Claude und seine Töchter" brilliert der französische Nationalstar und Comedy-Spezialist Christian Clavier als egomanischer Unsympath Michel, der morgens auf dem Trödelmarkt eine äußerst seltene Schallplatte erwirbt. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als sich an seinem freien Tag zurückzulehnen und der Musik zu lauschen. Doch das Schicksal stellt sich gegen ihn und legt ihm nicht nur Steine, sondern Rohrbrüche, einen fetzigen Ehekrieg und absurde Nachbarschaftskomplikationen in den Weg. Eine turbulente Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Florian Zeller, der hierfür auch das Skript beisteuerte.

Michel (Christian Clavier) kann es kaum fassen, als er die Schallplatte zu "Me, Myself and I" des längst in der Versenkung verschwundenen Neil Youart auf dem Flohmarkt in die Hände bekommt. Außer sich vor Glück eilt der wohlhabende Zahnarzt und leidenschaftliche Jazz-Fan ekstatisch gen Heim, um seine vollste Aufmerksamkeit jener Rarität von exquisiter Musik zu widmen. Ein schlechtes Omen erwartet ihn bereits im Café gegenüber seines Hauses, wo ihn seine Geliebte (Valérie Bonneton), zeitgleich beste Freundin seiner Ehefrau (Carole Bouquet), in wilder Panik per Telefon zu kontaktieren versucht. Er schafft es, sich vorbei zu stehlen und will seine Wenigkeit gerade im Wohnzimmer von der Außenwelt abschotten, als Handwerker im Nebenzimmer zu rumoren beginnen. Dass die schwarzbezahlten Handwerker eigentlich keine Ahnung von dem haben, was sie da überhaupt bewerkstelligen und es zu einem Wasserrohrbruch kommt, der die halbe Wohnung überflutet, soll bedauerlicherweise das geringste Hindernis bleiben, das sich zwischen ihn und seine ersehnte Musik drängt, denn Michel steht heute wahrlich unter keinem guten Stern.

Zugegebenermaßen ist es beinahe unmöglich, irgendeine Form von Empathie für die befremdlich agierenden Charaktere zu entwickeln, denn alles ist ostentativ überzeichnet, spielt zügellos mit Stereotypen, Klischees und gleicht in seiner beabsichtigten Überkonstruktion letztendlich einem nackten Wahnsinn. Doch diese Eigenschaft macht sich der Film schlauerweise zunutze und entfaltet trotz größtenteils mangelnder Identifikationsmöglichkeiten einen starken Sog, der mindestens ebenso mitreißend ist, wie der faszinierende Einblick in das groteske Gewusel innerhalb eines Ameisenhaufens, in welchen jedoch alles strengen Strukturen unterliegt. Die gehaltene Distanz verhindert zwar größere Lacher, ist aber nicht minder unterhaltsam. Tatsache ist, dass der Film nur so übersprudelt vor geschickt eingeflochtenen Anekdoten, die diesen sarkastischen Abgesang auf den Egoismus auf einzigartige Weise vervollständigen. Wie unser Antiheld von der ihn überkommenden Unglückseligkeit mehr und mehr überrollt wird, bis er irgendwann jeden Widerstand aufgibt, sich schließlich ermattet dem wilden Strudel der ihn umspinnenden und immer weiter zuspitzenden Katastrophen ergibt, ist ebenso rasant wie leichtfüßig in Szene gesetzt.

Christian Clavier geht voll und ganz in dem bourgeoisen Setting als distinguierter Scharlatan auf und gibt eine bravouröse Performance. Trotz Abstrichen funktioniert "Nur eine Stunde Ruhe!" dank perfektem Timing und seiner beispiellosen Lebhaftigkeit als kurzweilige Boulevardkomödie, die erstrangig unterhalten will und mit ironischem Augenzwinkern kontinuierlich betont, dass sich die guten Dinge im Leben am besten gemeinsam genießen lassen.

(Nathanael Brohammer - biograph)

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