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Die Liebe seines Lebens

Die Liebe seines Lebens
Australien, Großbritannien, Schweiz 2013, Laufzeit: 108 Min., FSK 12
Regie: Jonathan Teplitzky
Darsteller: Colin Firth, Jeremy Irvine, Hiroyuki Sanada, Nicole Kidman
>> www.dieliebeseineslebens-film.de

Wer sich vom trügerischen und zugegebenermaßen unglücklich gewählten, deutschen Filmtitel auf einen romantischen Abend mit dem oder der Liebsten einstellt, soll hiermit vorgewarnt sein. Denn was als harmlose Liebäugelei im Zug seinen Anfang nimmt, mündet schon bald in einem aufwühlenden Drama, das die Aufarbeitung und zurückbleibenden Narben von Kriegstraumata thematisiert. Colin Firth glänzt hier in der Rolle des ehemaligen britischen Soldaten und Eisenbahnfanatikers Eric Lomax, der im zweiten Weltkrieg in japanische Gefangenschaft geriet und dort grausamen Torturen ausgeliefert war.

Der wortkarge Eric Lomax begeistert sich vor allem für eines: Züge. Seine Hauptbeschäftigung besteht darin, Fahrpläne zu studieren und neue Routen von A nach B zu fahren. Zwischenmenschliche Kommunikation zählt nicht zu seinen größeren Talenten, was sich jedoch überraschenderweise ändert, als er sich bei einer Zugfahrt von der warmherzigen Krankenschwester Patti (Nicole Kidman) erweichen lässt. Sie scheint der Himmel geschickt zu haben und schafft es, die besten Seiten des sanften Eigenbrötlers hervorzuholen. Zwar spürt sie, dass den verschlossenen Eric ein tiefschürfendes Erlebnis auf der Seele lastet, doch wagt sie es nicht, ihn darauf anzusprechen. Kurz nach der Hochzeit der beiden nehmen dessen Alpträume jedoch dramatisch zu und er verschließt sich ihr immer mehr. Erst Erics alter Freund Finlay (Stellan Skarsgard) rückt mit der Wahrheit raus und erzählt ihr, was ihren Gatten quält: Im zweiten Weltkrieg gerieten sie als Soldaten der britischen Armee in japanische Kriegsgefangenschaft, wo sie monströsen Arbeitsbedingungen beim Bau der Eisenbahnlinie von Birma nach Thailand ausgesetzt waren. Eric wurde dort Opfer einer langwierigen, sadistischen Folterung. Als Patti in Erfahrung bringt, dass Erics ehemaliger Peiniger noch immer am Leben ist, bricht er voll lechzendem Rachedurst auf, um den Mann mit seinen einstigen Gewalttaten zu konfrontieren und zu bestrafen.

Zwar bewirbt sich der Film als einfühlsames Liebesportrait, erzählt aber vielmehr die wahre Geschichte über die einholenden Schatten einer finsteren Vergangenheit und beleuchtet in ausdrucksstarker, monumentaler Fotographie die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf die Psyche der Teilhaber, dabei Folter und Gefangenschaft fokussierend. In langen Rückblenden werden die dunklen Kapitel von Eric Lomax entblättert, die ihn als gebrochenen und labilen Mann in seine Heimat zurückkehren lassen. Neben Colin Firth, der einmal wieder durch sein differenziertes und wie immer herausragendes Schauspiel beeindruckt, glänzt auch Nicole Kidman, deren Ausdruck und Mimik sich von ihrer privaten Botox-Phase erholt zu haben scheinen. Ihr wohnt zwar nur eine Nebenrolle inne, die sie jedoch mit zurückerlangter Präsenz und Sensibilität auszufüllen weiß. Als es schließlich zu der finalen Gegenüberstellung zwischen Gepeinigten und Peiniger kommt, nimmt das Ganze eine eigenwillige und sehr interessante, debattenwürdige Wendung.

(Nathanael Brohammer - biograph)

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