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Jovan Stojsin

Alles hängt mit allem zusammen

Die biograph Ouverture März 2014

Liebes Finanzamt, hiermit erstatte ich Selbstanzeige. Ich bekenne, in den Jahren seit 2004 mein Einkommen durchweg korrekt versteuert zu haben. Ich gebe zu, dass ich alle Einnahmen aufgelistet und dir dann übersandt habe. Ich halte es daher für unerträglich, dass mein Name noch nicht an irgendwelche Redaktionen durchgestochen wurde. Warum gibt es keine CD mit steuerehrlichen Bürgern, die man dem „Spiegel“ oder „Monitor“ zukommen lassen könnte? Für mich grenzt solch ein Verhalten an Rufmord. Ich überlege, mein Vermögen in Rumänien zu deponieren, bevor die Hatz hier eröffnet wird.

Diese Einleitung hat nichts mit dem heutigen Thema zu tun, ich wollte das alles einfach nur mal schreiben, es musste aus mir heraus nach einem Monat der großen Diskussion. Nicht dass es in den vergangenen Wochen um echte Probleme gegangen wäre. Der Welthunger ist ebenso wenig gestillt wie Aids besiegt wurde. Aber vielleicht hilft es, eine Online-Petition aufzusetzen. Online-Petitionen sind ja das ganz große Ding – von gestern. Wer heute noch seinen Klick bei so einer Aktion setzt, hat nichts kapiert. Online-Petitionen sind so ziemlich das Billigste, was zu kriegen ist. Dagegen sind die Sachen von Kik Haute Couture.

War es nicht eine Online-Petition, die forderte, Markus Lanz den Löwen im Kopenhagener Zoo zum Fraß vorzuwerfen und eine Giraffe „Wetten, dass...?“ moderieren zu lassen? Ja, so war es wohl, als besorgte Bürger mitansehen mussten, wie sich die Löwen öffentlich über ihr Mittagsmahl hermachten. Da war die Erkenntnis groß. Löwen sind gar keine Vegetarier, wie viele bislang dachten. Schau an. Löwen mögen kein Tofu. Löwen mögen Fleisch, muss nicht mal durch sein.

Was hat uns das alles gelehrt? Dass das Leben eine Aneinanderreihung aus fressen und gefressen werden ist. Wer den anderen schneller frisst, muss keine Angst mehr vor ihm haben. Dieses Muster wiederholt sich doch alltäglich. Wollte nicht Porsche VW schlucken und wurde dann von VW einverleibt? Oder umgekehrt? Egal. Hauptsache, es ist etwas los.

Selbst bei uns konnte man sich über mangelnde Action nicht beklagen. Das Schauspielhaus plötzlich kopflos. Dann doch wieder zu haben mit Hirn von damals. Wenigstens vorübergehend. Der Kunstpalast immer noch mit Dachschaden und die Oper ohne Betriebsgenehmigung. Dafür haben wir neue Dezernenten, die verdächtig den alten ähneln. Möglicherweise haben bulgarische Armutseinwanderer im Kopenhagener Zoo die alten Dezernenten gefressen und nur für die Wahl ihre Gestalt angenommen. Alles hängt ja schließlich mit allem zusammen.

Müssen wir jetzt alle ein bisschen mehr Schweiz werden? Müssen wir uns abgrenzen? Andere ausgrenzen. Sind wir schwul genug? Oder liegen wir wegen Homophobie auf der Couch von Plasmaischwillmann? Ist die Kommunalwahl noch zu gewinnen? Für wen auch immer. Und wenn einer die Wahl gewinnt, wird der dann gefressen? Muss er eine Online-Petition fürchten? Oder bekommt er einen Ehrenplatz auf der Kö-Bogen-Terrasse?

Was wird aus Düsseldorf, wenn jetzt der Frühling kommt? Wer frisst den Winter, der gar nicht da war? Müssen Löwenzähne nun zum Fleischfresser umschulen? Und welcher Sonnenschutzfaktor hilft gegen eine Überdosis Gleichgültigkeit.

Alles Unsinn? Natürlich! Und so egal. Wir sind Düsseldorfer. Was schert uns die Welt? Uns geht es gut. Was wir als Problem benennen, würde andere als großes Glück feiern. Darauf einen Killepitsch.

Hans Hoff

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